Scientologische Babykost

Nach der scientologischen Geburt in völliger Stille begegnet dem neugeborenen Thetan nun als nächstes das Reglement der scientologischen Babyernährung. L. Ron Hubbard sah sich unter anderem auch als "alter Fachmann" auf dem Gebiet der Babynahrung, verteufelte die industriell gefertigte Säuglingsmilch genauso wie das Stillen.

"Das Baby zu stillen, hat vielleicht einen nostalgischen Hintergrund, besonders für einen Freud orientierten Arzt, aber auch die Muttermilch ist gewöhnlich eine armselige Ration....Vielleicht ist es das Tempo unserer Zeit oder die Rasse, aber es gibt nur wenige moderne Mütter, die einer Art Milchkuh gleichkommen."
Quelle: L. Ron Hubbard, Handbuch für den ehrenamtlichen Geistlichen, New Era Publications, 1983 Seite 435

Er "erinnerte" sich an ein Rezept aus einer weit zurückliegenden Vergangenheit. Im "Handbuch für den ehrenamtlichen Geistlichen" ("The volunteer ministers handbook")  findet man ein ca. "2200 Jahre altes römisches Rezept", nach dem sich damals die römischen Legionäre (!) – erwachsene Männer – gesund und fit gehalten haben sollen:

Hubbards Rezept für die Babykost – Barley Water

  450 ml Gerstenwasser
300 ml pasteurisierte Milch
  90 ml  Stärkesirup aus Mais 
(da die Römer Honig verwendeten, kann man auch 60 ml Honig anstatt Stärkesirup aus Mais nehmen, wenn man es wünscht.....) Die Menge Sirup sollte variiert werden – je nachdem, was das Baby bevorzugt –, einige möchten es schwächer, andere nehmen ihn stärker.

"Geben Sie etwa eine halbe Tasse Gerste in ein Musselintuch. Locker zusammenbinden. Langsam 6 ½ Stunden in etwa 2 Litern Wasser kochen (...) Das Gerstenwasser wird sehr, sehr rosa...."
Quelle: "Das Scientology-Handbuch", Seiten 529 bis 531, aus 1994

"Sie füttern das Baby nicht mit der Gerste selbst, nur mit dem Wasser, gemäss oben angegebener Mischung, Wenn Sie nicht wissen was Sie mit der Gerste machen sollen, essen Sie sie selbst. Mit Zucker und Sahne schmeckt sie recht gut."
Quelle: "Handbuch für den ehrenamtlichen Geistlichen" Seite 458, aus 1980

"Sie bereiten jeden Tag eine für 24 Stunden ausreichende Menge dieses Rezepts zu, füllen es in sterilisierte Flaschen ab und stellen sie kühl. Dann wärmen Sie eine Flasche auf etwa 37°C auf (...) bevor Sie es dem Baby geben..."
Quelle: "Das Scientology-Handbuch", Seiten 529 bis 531, aus 1994
(Im selben Buch auf Seite 531 zeigt die Abbildung 6 einen Kühlschrank mit etwa 10 mit dieser "Babykost" gefüllten Babyflaschen.)

Bewertung dieses "Rezepts"

Gerste und Gerstenwasser

Gerste und Gerstenderivate, sowie auch andere Getreidesorten wie Hafer, Weizen und Roggen, enthalten Gluten lat. Leim (Gliadin) dies ist das Klebereiweiss der Getreidekörner, dessen Klebeeigenschaft für die Backfähigkeit des Mehls wichtig ist. Säuglinge sollen in den ersten Lebensmonaten glutenfrei ernährt werden, da Gluten bei entsprechender Veranlagung die Krankheit Zöliakie verursachen kann. Bei Babies und Kleinkindern, die empfindlich sind, ist Gluten Gift für die zarte Schleimhaut des Verdauungstraktes und verursacht schweren Durchfall, der viel Fett und Proteine enthält. Das Baby nimmt entweder nicht zu oder verliert sogar langsam an Gewicht.

Liste von Krankheiten, die mit Gluten in Verbindung gebracht werden (englisch)

Kuhmilch

Pasteurisierte Milch, hergestellt aus der Milch von Kühen, wird für die Ernährung von Babys im 1. Lebensjahr nicht empfohlen, denn Kuhmilch ist die Muttermilch fürs Kälbchen (welches von Geburt an steht und geht) und entsprechend von der Evolution ausgerichtet und nicht auf die Ernährung eines Menschen-Babys. Kuhmilch enthält mindestens 50 allergene Proteine (wie z.B. Kasein und Betalactoglobulin), diese sind die häufigsten Auslöser von Lebensmittelallergien bei Babies. Eine Nahrungsmittelallergie gegen Kuhmilch zeigt sich mit starkem, teilweise blutigem Durchfall und/oder Pusteln im Gesicht, und die Kinder nehmen schlecht zu. Nach heutigem Kenntnisstand wird davon abgeraten Kuhmilch vor dem 1. Lebensjahr zu geben.

Ist Trinkmilch im ersten Lebensjahr geeignet?

Zucker

Zuckerzusätze in Babynahrung und Babygetränken sind überflüssig. Sie fördern die Entstehung von Karies (auch wenn noch keine Zähne sichtbar sind, da sich zahnschädigende Bakterien unter laufender Zuckerzufuhr besonders gut vermehren, so dass sie schliesslich in die Schleimhäute eindringen und die Zahnanlagen schädigen können) und natürlich auch die frühzeitige Gewöhnung an den süssen Geschmack und auf Dauer machen sie eine bestimmte Süss-Abhängigkeit. Deklariert sind sie z. B. als: Fructose, Glucose, Glucosesirup, Honig, Maltodextrin, Maltose, Saccharose sowie verschiedene Dicksäfte und diverse Sirupe. Die Verbindung von Milch und Zucker gärt im Babymagen und führt in weiterer Folge zu Koliken im gesamten Magen-Darmtrakt.

Honig

Genausowenig gehört  Bienenhonig auf den Speiseplan eines Säuglings – Gefahr des Säuglingsbotulismus pdf (Robert Koch Institut) und der Allergisierung. Da dem Honig auch schleimlösende Wirkung zugeschrieben wird, kann die Honiggabe bei jungen Säuglingen leicht zu dünnen Stühlen führen.

Scientologys recipe for Baby malnutrition, and quite possibly, infant botulism

Hygiene Hinweis

Zubereitete Babykost als Nahrungsvorrat für 24 Stunden im Kühlschrank  – das ist leider ungünstig!
Babynahrung in der Flasche immer frisch zubereiten – nicht fertig zubereitet in den Kühlschrank stellen oder in Thermoskannen transportieren – Bakterien lieben dieses feuchtwarme Klima in der Milch der Babyflasche. Wird die Baby-Nahrung für 24 Stunden auf Vorrat hergestellt, besteht das Risiko, dass sich die Bakterien in der Milch vermehren, die bei der Zubereitung unweigerlich hineingeraten. Dann können sich Gifte (Toxine) bilden, die dem Baby schaden.

Fazit

  Somit könnte das Rezept von L. Ron Hubbard für die Ernährung von Babies aus ernährungswissenschaftlicher Sicht fragwürdig, wenn nicht sogar gefährlich sein.


L. Ron Hubbard und seine "Logik" zum Thema Babyfütterung und über die Notwendigkeit der Ernährung

Den Grund warum ein Baby schreit, das nicht schreien sollte, erklärt L. Ron Hubbard wie folgt:

"Wenn ein Baby eine volle Mahlzeit bekommen hat, schläft es gewöhnlich sowieso mehrere Stunden. Wenn es das nicht tut, gibt es immer einen Grund, wie zum Beispiel eine Nadel oder ein Stück Kohle im Bett, nasse Windeln oder irgend etwas Derartiges."
Quelle: "Das Scientology-Handbuch", Seite 529, aus 1994
Zum Zeitplan wann ein Baby gefüttert werden sollte, meinte L. Ron Hubbard, der "alte Fachmann" auf dem Gebiet der Babynahrung, folgendes:

"Obwohl Sie zwar versuchen, das Baby nach einem Zeitplan zu ernähren, wäre es dumm von Ihnen, es nicht zu füttern wenn es hungrig ist."
Quelle: "Handbuch für den ehrenamtlichen Geistlichen" Kopenhagen 1983, Seite 457

L. Ron Hubbard hatte aber auch sonst recht eigenartige Ansichten über die Notwendigkeit der Ernährung des Menschen und meinte:

"Der Mensch in den niedrigsten Bereichen ist ganz und gar den Zielen des Körpers selbst gewidmet. Der Körper muss, um zu existieren, aus etwas nichts machen. Dies ist, als einfachste Illustration, das Ziel des Essens. Es mag für das Leben notwendig sein zu essen oder nicht, vielleicht ist es nicht einmal für den Körper notwendig zu essen. In der Para-Scientology gibt es einen Nachweis, dass der Magen einst genügend Lebensenergie produziert hat, um den Körper ohne irgendwelche weitere Nahrung zu bewegen."
L. Ron Hubbard: Eine neue Sicht des Lebens, Seite 85


Beobachtungen und Erfahrungen

Yolanda Howell

in ihrer Aussage zu "Allegations of child neglect and assault by Scientology"
 
"...Das Baby einer Frau wurde sehr krank – dünn und hatte Koliken – nachdem es mit Hubbards  "Babykost" gefüttert wurde. Es wurde uns aber nicht erlaubt zu sagen dass es schlecht ist. Aber ich bewunderte sie dafür dass sie sagte es würde ihrem Baby schaden und sie würde ihm Säuglingsnahrung geben! Es erholte sich dann vollständig..."

Jesse Prince

in einem Interview mit Lawrence Wollersheim vom 25.August 1998 (Band 3):
".....
L:   Was ist das nächste auf der Liste?

J:   Etwas über die Kinder. Gut, was ich gesehen habe in Bezug auf die Kinder, ist schrecklich, denn die Kinder, die die Abtreibungsanordnung überlebt haben, die geboren wurden, die im LA Bereich lebten, und anstatt denen Milch oder Muttermilch zu geben, haben sie dieses Getränk bekommen, das Hubbard empfohlen hat, einen Gerstensaft anstelle von Milch. Wenn ich das heute betrachte, so waren diese Kinder so unterernährt, nicht so behandelt, wie Kinder es brauchen, nur weil Hubbard empfohlen hat, dass Gerstensaft besser als Milch sei. Dies war alles, was die Kinder hatten, ein Gerstenpulver in Wasser aufgelöst. ...... Die Kinder werden im allgemeinen vernachlässigt, zu dem Kindermädchen gebracht, die sie hütete und Gerstensaft gab."

"Melanie"

eine ehemalige Scientologin, blickt zurück (eidesstattliche Aussage):
 
"...Der Druck in der Zentrale ist enorm, die Arbeitsbedingungen sind schlecht. Zwar ist sie luxuriös ausgestattet. Aber wo am einen Ende (der Schokoladenseite) zuviel ist, fehlt es am anderen. "Die Unterkünfte waren verwahrlost. Die Glasscherben von zerbrochenen Scheiben waren über den Boden zerstreut. Unter Spannung stehende elektrische Leitungen waren an Stellen freigelegt, an denen kleine Kinder spielten. Wir erhielten wenig Nahrung. Bei mehreren Gelegenheiten wurde den Kindern verdorbene Milch mit Maden darin gegeben. Bevor man die Milch verteilte, wurden die Maden mit der Hand herausgeholt... "

"...Unsere Tochter wurde geboren und ich wurde gedrängt LRHs Richtlinie zu befolgen das Baby nicht zu stillen. Ich ging so weit ihm persönlich zu schreiben um seine Position dazu zu erfragen, aber er wiederholte seine Richtlinie. Die Vorderzähne unserer Tochter wurden durch LRHs Rezept für die Babykost welches Gerstenwasser, Milch und Maissirup enthält, zerstört.. "
aus einer eidesstattlichen Erklärung von Susan Simmel übersetzt von Ilse Hruby (15.5.2008)

siehe die UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut



Fazit: Die beste Babykost – Muttermilch

Naheliegend

Neun Monate lang war das Baby im Mutterleib bestens mit Nahrung versorgt. Jetzt ist es endlich geboren und zum ersten Mal fühlt das Baby was Hunger ist. Glücklicherweise hat die Natur eine Milch für das Baby entwickelt, die allen Bedürfnissen des Babys perfekt gerecht wird: Muttermilch. Sie ist eine wichtige Energiequelle, erhält genau den richtigen Nährstoff- und Kalorienmix und fördert ausserdem die Resorption anderer wichtiger Nährstoffe wie Aminosäuren, Magnesium, Eisen und Kalzium. Muttermilch ist keimfrei, stets verfügbar, immer richtig temperiert und für das noch unreife Verdauungssystem des Babys am verträglichsten. Ausserdem enthält Muttermilch besondere Abwehrstoffe, die das Baby vor Infektionen schützen. Bestimmte Enzyme unterstützen weiterhin das empfindliche Verdauungssystem des Babys. Bis heute ist es nicht gelungen, diese Abwehr- und Schutzstoffe industriell nachzubilden – und Stillen ist eindeutig der beste Schutz vor Allergien.

Die Milch aus der Mutterbrust gilt als einziges nachweislich erfolgreiches Functional Food. Gestillte Babys können unter anderem Bakterien und Viren besser abwehren.  →Muttermilch: Functional Food der Natur
   
Picasso

Offiziell empfohlen

Am 18. Mai 2001 hat das Parlament (World Health Assembly WHA) der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation WHO) eine Resolution verabschiedet, in der die Mitgliedsstaaten aufgefordert werden, ausschliessliches Stillen für 6 Monate zu unterstützen. Das deutsche Robert Koch Institut hat ähnliches bereits 1996 geraten.

Wenn Stillen nicht möglich ist

Eine weitere Möglichkeit dem neugeborenen Baby und dem Säugling auf seine Nahrungsbedürfnisse angepasste Ernährung zukommen zu lassen, ist eine der Muttermilch angepasste, adaptierte, nach heutigem Kenntnisstand über die hervorragende Qualität der Baby-Milchprodukte zubereitete Babynahrung für die Säuglings- und Kleinkindernährung. Ab dem 5. Lebensmonat besteht die Möglichkeit dem Baby nach anerkannten Konzepten für Säuglingsernährung Obst und Gemüse sowie verschiedene Breikost zuzufüttern. In keiner anderen Phase im Leben eines Menschen werden so einschneidende Ernährungsumstellungen vorgenommen wie im ersten Lebensjahr.
Wichtiger noch als die Frage, ob Sie Ihr Kind stillen oder ihm ein Fläschchen geben, ist die Zeit, die Sie ihm widmen.

Zusammenfassung und Ausblick

Kinder sind auch beim Essen keine kleine Erwachsene.

Kinder benötigen mehr als nur eine ernährungsphysiologisch ausgewogene Ernährung. Das Essen für Kinder sollte kindgerecht zubereitet und appetitlich angerichtet werden. In keinem andren Lebensabschnitt kommt der Ernährung eine so grosse Bedeutung zu wie in der frühen Kindheit. In dieser Phase des raschen Wachstums, der Entwicklung des zentralen Nervensystems und anderer Organe und Gewebe werden Grundsteine fürs Leben gelegt. Grundlage für die Entwicklung des Kindes ist eine gesunde, abwechslungsreiche Vollkost, die sich im wesentlichen aus Vollkornprodukten, Kartoffeln, frischem Obst und Gemüse, Milch und Milchprodukten, Fisch, Fleisch und pflanzlichen Ölen zusammensetzen sollte.


 

zum weiterlesen:


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