Die Geburt eines Scientologen – eine stille Sache

Bereits bei der Geburt beginnt für das Baby, welches in das System Scientology hineingeboren wird, die erste Bekanntschaft mit den fragwürdigen Ideologien von L. Ron Hubbard, dem Gründer der Scientology Organisation. Hubbard schreibt absolute Stille bei der Geburt vor, da sie ein „Trauma“ sei – für Mediziner ein grausamer Vorgang.
 
"Sorgen Sie dafür, dass bei einer Geburt völlige Stille herrscht, damit die geistige Gesundheit von Mutter und Kind nicht gefährdet wird. Dazu gehört auch der Verzicht auf "Schschs", denn das erzeugt Stotterer."
L. Ron Hubbard, "Dianetik", Kapitel "Vorbeugende Dianetik" Seite 190 (fünfte Auflage in Deutsch)

Diese Anweisung, wie alle Anweisungen in Scientology, ist nicht etwa "historisch", "überholt" oder "symbolisch". Die Scientologin Kelly Preston brachte ihre beiden Babies auf diese Weise zur Welt und auch Tom Cruise verteidigt „stille Geburt“.

Am 23. November 2010 wurden John Travolta und Kelly Preston erneut Eltern. Ihren Sohn nannten sie Benjamin. "Keine Musik, keine Gespräche und kein Schreien werden bei der Geburt erlaubt sein", berichtete eine Quelle bereits vor wenigen Tagen aus dem Umfeld der Travoltas. Auch wird nach Aussage derselben Person mit dem Kind während der ersten sieben Tage nach der Geburt nicht gesprochen, "um alles zu vermeiden, was das Kind sein Leben lang negativ prägen könnte." (Das Paar hat bereits eine zehnjährige Tochter namens Ella Bleu. Sohn Jett starb im vergangenen Jahr an einem Krampfanfall während eines Familienurlaubs auf den Bahamas.)

Bewertung dieser Anweisung

Ein erfahrener Geburtshelfer (Oberarzt) meint dazu:
Dieses Zitat ist unlogisch. Der Mensch ist doch ein soziales Wesen, von Anfang an und von seiner Umwelt abhängig. Hört doch das Baby schon im Mutterleib den Herzschlag der Mutter, deren Stimme und die Geräusche der Umgebung, angenehme aber auch unangenehme und dann soll bei der Geburt alles still sein? Das muss ja Angst machen!

Entwicklung des Gehörs beim Ungeborenen

In der 17. bis 20. Schwangerschaftswoche «spitzt das Kind die Ohren», sein Hörvermögen ist jetzt ausgebildet und es reagiert auf Musik und laute Geräusche.
In der 25. bis 28. Schwangerschaftswoche hat sich auch das akustische Wahrnehmungsvermögen weiter ausgebildet - Babys in diesem Alter hören bereits den Herzschlag der Mutter und nehmen einen immer größeren Anteil an ihrer Umwelt. Sie können Stimmen, Alltagsgeräusche und Musik "mithören" - wenn auch durch das Fruchtwasser gedämpft. Überhaupt ist Musik sehr beliebt. Die meisten Babys entwickeln einen klaren Hang zur Klassik. Mozart und Vivaldi sind dabei die Renner.
Bereits lange vor der Geburt beginnen viele Schwangere, sich mit ihrem Baby zu unterhalten. Ihre Gedanken und Gefühle begleiten die medizinisch-biologische Entwicklung des Ungeborenen.


Das stille Geburtsritual

Doch warum verteidigen Scientologen das stille Geburtsritual so vehement? Nach scientologischer Lehrmeinung ist die "stille Geburt" und das der Mutter verordnete Schweigen tatsächlich als Idee von Scientology erklären. Es basiert auf der Vorstellung, dass alle starken Reize wie Lärm, Schütteln oder Stimmen bei der Geburt Traumata, sogenannte Engramme, erzeugen.

"Die Geburt ist das erste Engramm"
Dianetik: Die Entwicklung einer Wissenschaft, Seite 49

Scientology begründet diese Anweisung damit, dass besonders emotionale Äusserungen später zu psychischen Beeinträchtigungen des Kindes führen könnten oder dass die Schreie der Mutter das Kind ein Leben lang traumatisieren könnten. →Familie Scientology feiert Geburt

Übrigens: Im deutschen Sprachgebrauch versteht man unter einer "stillen Geburt" eine Totgeburt bzw. eine Fehlgeburt oder den Tod direkt nach der Geburt. Auch im Englischen bezeichnet "stillbirth" üblicherweise ein nicht lebend geborenes Kind.

Eine schöne Geburt

Viele Babies werden weltweit nach Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Geburtshilfe (1985) geboren und sind keine Stotterer geworden. Ebenso wichtig für die langfristige Gesundheit  von Mutter und Kind ist seelischer Beistand bei der Geburt, von dem die werdende Mutter Zuspruch, Unterstützung und, wenn nötig, Trost erhält. Musik kann zum Beispiel das Geburtserlebnis für Mutter und Kind sehr positiv beeinflussen. Die Geburtsatmosphäre in der Umgebung der werdenden Mutter und des Neugeborenen sollte Gemütlichkeit und Geborgenheit sowie menschliche Wärme ausstrahlen.

Schon vor der Geburt und während der Schwangerschaft: Dianetik und Auditing!

Ursula Caberta schreibt:
"Die "Sorge" um den Nachwuchs beginnt bereits vor der Geburt. Schwangere Scientologinnen mit der verinnerlichten Ideologie im Kopf haben es mit den Verhaltsanregungen für den scientologischen Spross zu tun. Der Bereich der "zweiten Dynamik" erläutert, wie mit schwangeren Frauen umzugehen ist:

"Schwangere Frauen sollten besondere Aufmerksamkeit durch den Dianetik-Auditor erhalten. Das richtige Auditing bei schwangeren Frauen besteht aus Dianetik und vorbereitendem Auditing auf die Geburt."

Die werdende Mutter hängt also am Hubbard E-Meter, die Störfaktoren sollen gelöscht werden, arme Frau. Die Geburt ist still. Kein Stöhnen, kein Bekunden von von Schmerzen. Das Gebären eines kleinen Scientologen ist geprägt von der Ideologie des Systems. Denn die Frau bekommt nicht einfach ein Kind, sie gebärt einen Thetan bzw. den Körper, den sich der Thetan eines verstorbenen Scientologen ausgesucht hat.

Die Aufgabe besteht anscheinend vor allem darin, dieses Geistwesen so unbelastet wie möglich im scientologischen Sinne das Licht der Welt erblicken zu lassen. Das Licht einer Welt, in der nach Hubbard'scher Logik ein Kampf auf das Kind wartet. Der Kampf um die Befreiung der Erde und des Universums. Er beginnt früh, anscheinend schon im Mutterleib."
Quelle: Schwarzbuch Scientology, Kapitel: Aufwachsen in der Parallelwelt Scientology, Seiten 119 und 120, von Ursula Caberta, Gütersloher Verlagshaus 2007


Neugeborene Kinder als Körper für Thetane für das nächste Leben:

Geburt und Tod liegt in Scientology anscheinend sehr nahe und nur Clears und OT's können den Planeten überleben. Scientologen glauben an eine Reinkarnation. Der Körper ist nur die äussere Hülle die der Thetan im Moment bewohnt. Das Motto "wir kommen wieder" gehört zu Scientology dazu. Der Tod wird in Scientology als "den Körper fallenlassen" beschrieben. Wenn eine Person stirbt, wird der Thetan gemäss der Theorie von Scientology so vorprogrammiert, dass er zu einer "Implantierstation" im Weltraum zurückkehrt. In der Implantierstation werden dem Thetan sämtliche Erinnerungen der jüngsten Lebenszeit gelöscht, dann wird der Thetan zurück auf die Erde geschickt, wo er einen neuen Körper ergreift. Als fester Bestandteil der Lehre gilt, dass dieses jetzige Leben nicht so wichtig ist. Es kommt vielmehr auf die folgenden Leben, die Zukunft an.

"Ein Thetan übernimmt einen Babykörper üblicherweise etwa dann, wenn dieser seinen ersten Atemzug macht"
L. Ron Hubbard: "Haben Sie vor diesem Leben gelebt?" Seite 50

Kurz nach der Geburt eines Kindes nimmt der Thetan Besitz vom Neugeborenen. Hubbard bezeichnet das Eintauchen des Thetans in den Körper als Übernahme. Nach der Vorstellung Hubbards, die sich an eine asiatischer Art Wiederverkörperungslehre anlehnt, inkarniert sich der Geist jeweils in neuen Körpern. Jeder Mensch sei daher ein Thetan mit ewiger Vergangenheit und einer ewigen Zukunft.......

"Für einen Scientologen ist der Tod niemals eine sehr ernste Angelegenheit"
 L. Ron Hubbard: "Haben Sie vor diesem Leben gelebt?" Seite 55

"Es ist jedoch eindeutig erwiesen, dass der Thetan unsterblich ist, den Tod nicht wirklich erleben kann und ihn durch Vergessen vortäuschte. Es ist entsprechend, dass der Thetan nochmals lebt und dass er ängstlich darum bemüht ist, für die Zukunft etwas zu schaffen, um etwas zu haben, zu dem er zurückkehren kann. Daraus ergibt sich auch die Besorgnis um Sex.  Es müssen weitere Körper für das nächste Leben da sein. "
 L. Ron Hubbard: "Die Grundlagen des Denkens" Seite 77

"Dies ist ungefähr die geistige Verfassung, in der sich ein Thetan für gewöhnlich befindet wenn er feststellt, dass sein Körper tot ist. Sein Hauptgedanke ist, sich einen anderen Körper zu schnappen. Das kann er tun, indem er ein kleines Kind sucht, das er wieder zum Leben erwecken könnte. Aber normalerweise geht er etwa zu dem Zeitpunkt in einen Körper hinein, den wir als Übernahme bezeichnen. Die Übernahme geschieht in den meisten Fällen wenige Minuten nach der Geburt. Das Baby wird geboren, und dann nimmt sich ein Thetan das Baby. Das ist der übliche Vorgang. Doch dieser Thetan hat sich vielleicht schon lange in der Nähe herumgetrieben. Wie verhalten sich Thetans, wenn sie plötzlich keinen Körper mehr haben? Sie verhalten sich wie Menschen. Sie halten sich in der Nähe von Leuten auf, sie sehen eine schwangere Frau und folgen ihr die Straße entlang."
L. Ron Hubbard: "Haben Sie vor diesem Leben gelebt?" Seite 50

Erklärbar sind diese Aussagen möglicherweise durch das abstruse Gedankengebäude von Scientology: Demnach besteht der Mensch aus 3 Bestandteilen, aus einem Körper, dem Sinn ("mind") und einer Art Seele-Geist-Wesen, dem Thetan. Dieser Thetan ist laut Scientology unsterblich und kann den Körper jederzeit verlassen und sich nach dem Tod einen neuen Körper aussuchen. Auch im lebenden Zustand des Körpers kann der Thetan den Körper verlassen, aber erst nachdem der betreffende Scientologe gewisse "Erleuchtungsstufen" erreicht hat.

Nach der Geburt einsam...

"Als nächstes, sollte die Geburt selbst so wenig Schmerzmittel wie möglich beinhalten, so ruhig und stumm wie möglich sein, und das Baby sollte nicht gebadet oder gekühlt werden sondern etwas eng in eine warme, sehr weiche Decke gewickelt werden, und dann für etwa einen Tag alleine gelassen werden."

Originalzitat:
"Next, the delivery itself should carry as little anaesthetic as possible, be as calm and no-talk as possible and the baby should not be bathed or chilled but should be wrapped somewhat tightly in a warm blanket, very soft, and then left alone for a day or so."
HCO [Hubbard Communications Office] Bulletin of 20 December 1958, "Processing a new mother" by L. Ron Hubbard.

"Für das Baby ist es vielleicht das Beste 3 Tage *nichts* mit ihm zu tun. Danach sprechen sie mit dem Baby, erzählen sie oder ihm dass es willkommen ist, und schliessen Freundschaft. Verschiedene Dinge können gemacht werden – ein Touch assist ist das Beste. Wenn das Geburts Engramm zum Laufen gebracht werden kann ist es ein kleines Abenteuer in einer Menge Angelegenheiten."

Originalzitat:
"On the baby, perhaps the best thing is *no* processing for three days. Then talk to the baby, tell the newcomer he or she is welcome, then make friends. Various things can be done – touch assist is best. Even the birth engram can be run but that's a little adventurous in a lot of cases."
HCO [Hubbard Communications Office] Bulletin of 20 December 1958, "Processing a new mother" by L. Ron Hubbard.



Bewertung dieser Anweisungen

In oben beschriebenen Anweisungen machen Neugeborene leider weniger harmonische Erfahrungen mit ihren Müttern. Verhaltensweisen wie z.B. weggelegt, oder nicht beachtet zu werden, welche Zeichen von menschlicher Grobheit und Zurückweisung sind, zeigen ihnen, dass ihre Bindungsverhaltensweisen unerwünscht sind oder nicht verstanden werden - und das bereits unmittelbar nach der Geburt.

Die ersten Stunden nach der Geburt dienen hauptsächlich der Erholung sowie einem ersten Beobachten und Kennenlernen von Mutter und Kind. Es ist doch gerade in den ersten Augenblicken nach der Geburt überwältigend für Mutter das eigene Kind in den Armen zu halten, da soll man dieses gleich wieder für einen Tag alleine lassen und weglegen? In den ersten Minuten des Lebens eines neuen Menschen, ist nichts auf der Welt wichtiger, als dass Mutter und Kind sich fasziniert betrachten, betasten, spüren, und sich damit auf ihre eigene spontane Weise begrüssen können. Das Neugeborene zeigt bereits von Geburt an typische Bindungsverhaltensweisen wie Weinen oder Anklammern als Protest beim Verlassen-Werden. Ihre Entwicklung beginnt gleich nach der Geburt und dient dazu, bei Bedarf die Nähe zu Bindungspersonen herzustellen. Die resultierende Bindung bleibt lange erhalten, manchmal ein Leben lang.

Bindung kann man als den Vorgang bezeichnen, bei dem die Mutter sich buchstäblich in ihr neugeborenes Kind verliebt. Es gibt viele Faktoren, die zur Bindung einer Mutter zu ihrem Kind beitragen, aber einer der wichtigsten scheint der körperliche Kontakt unmittelbar nach der Geburt zu sein. Während der ersten Stunden nach der Geburt befinden sich die meisten Babys in einem wachsamen, ruhigen Zustand. Diese Zeit ist daher gut geeignet, um die Bindung zwischen Mutter und Kind herzustellen.

Man entdeckte, dass schon 12 Stunden nach der Geburt Mütter mit frühem Kontakt zu ihrem Kind mehr Bindungsverhalten zeigten (z.B. streicheln, küssen, anschauen, innige Umarmung) als Mütter ohne frühen Kontakt. Die Babies sind ausgeglichener, lächeln mehr und entwickeln sich im Allgemeinen besser. Das Ergebnis dieser Studie zeigt, wie wichtig die ersten Stunden und Tage für die Mutter-Kind-Bindung sind. Die Auswirkungen können möglicherweise ein Leben lang anhalten. 

Das neugeborene Baby kann schon sehr viele Dinge, es kann schreien, niesen, schlucken, am Daumen lutschen, den Finger seiner Mutter umklammern, seine Milch trinken bzw. saugen und benutzt alle Sinne. Da ein Baby vom Augenblick seiner Geburt an fähig ist zu lernen, wird seine Entwicklung natürlich durch die Aufmerksamkeit und Liebe seiner Umgebung beeinflusst. Darüber hinaus sind Säuglinge so verschieden wie erwachsene Menschen. Einige lernen gewisse Fähigkeiten sehr schnell, andere brauchen dafür eben etwas länger, dennoch braucht jedes einzelne von Anbeginn seines Lebens an die menschliche Wärme und liebevolle Geborgenheit seiner Mutter und seiner Familie.

Das Kind ist, wenn es auf die Welt kommt noch ganz von den Eltern abhängig. Es muss von ihnen versorgt und geschützt werden, so lange, bis es für sich selbst sorgen kann.
 

Buchtipp zum Thema:


  
Schwarzbuch Scientology  von Ursula Caberta ist die Veröffentlichung zum Thema mit dem Ziel: Wie können speziell Kinder und Jugendliche vor dieser totalitären Seelenjäger Organisation geschützt werden? Dieses kritische und erschütternd aufklärende Sachbuch, geschrieben von einer medial bekannten Expertin, enttarnt schonungslos das System Scientology. - Mit einem Vorwort von Dr. Günther Beckstein. Erschienen im Gütersloher Verlagshaus 2007.

zum Weiterlesen:


 

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