Eine Kindheit in Scientology!


"Glückliche Kinder kann es in Scientology nicht geben, und wer dieses System von seiner besonders grausamen Seite kennenlernen möchte, muss sich das Schicksal der Kinder in Scientology ansehen."
Norbert Potthoff/Sabine Kemming "Scientology Schicksale" Seite 165

"Das Schicksal von Kindern in der Scientology-Organisation wird bestimmt durch eine Theorie, besser: durch eine Ideologie, deren Grundsatz auf den Gründer L.Ron Hubbard (geboren 1911, gestorben 1986) zurückgeht.....Die daraus abgeleitete Lebensweise ist ebenso unerschütterlich wie die Theorie....Und dieser Weg der angeblichen Freiheit führt in ein unfreies System mit Kontrolle und Anweisungen, die keinerlei Entwicklung ausserhalb ermöglichen. Ein vorgegebener Weg also, ohne nach links oder recht schauen zu dürfen. Heranwachsen in einer freien Gesellschaft sieht anders aus.."
Kindheit bei Scientology Verboten! von Ursula Caberta im März 2008 Gütersloher Verlagshaus 2008, Seiten 13 und 15
 

[Kind Zeichnung]


Gleich vorweg: In Scientology gibt es keine Kindheit!

Einen Kindheitsbegriff hat Scientology nicht und eine Kindheit im eigentlichen Sinne gibt es innerhalb der Scientology Organisation nicht. Eine Kindheit in Scientology bedeutet für die Kinder die in das System Scientology hineingeboren, oder hineingezogen werden, wenn die Eltern dieser Organisation beitreten, nach den Grundsätzen und den Drills von Scientology aufzuwachsen und erzogen zu werden. Kinder werden von klein auf in vorgefertigte gedankliche Systeme und Denkschablonen gequetscht, welche sie von sozialen Kontakten und menschlichen Umgang in der Gesellschaft ausserhalb von Scientology entfremden.

Erwachsene treten einer Organisation oder Gruppierung in der Regel freiwillig bei. Bei Kindern und Jugendlichen stellt sich durch die Mitgliedschaft ihrer Eltern diese Frage aber gar nicht. Beispiele zeigen, dass Eltern der Gehorsam gegenüber der Gruppierung wichtiger ist als das Wohl ihrer Kinder.

Grundsätzlich kann aber davon ausgegangen werden, dass Kinder eine Zielgruppe von Scientology sind. Bei Scientology werden Kinder durch spezielle "Angebote" in die Welt von Scientology einbezogen. Dabei kommen Anordnungen und Vorgaben des Scientology Gründers L. Ron Hubbard zum Einsatz, die teilweise aber nur in englischer Sprache vorliegen. Kinderbücher wie zum Beispiel "How to use a Dictionary" oder "Grammar" und "Communication“.

Kinder, die unter dem Einfluss der scientologischen Ideologie und des scientologischen Sprachsystems aufwachsen, können dadurch in ihrer intellektuellen, sozialen und sprachlichen Entwicklung massiv beeinträchtigt werden. Mit der ordnungsgemässen und von der Organisation kontrollierten Umsetzung der Leitlinien wachsen Kinder in einem in sich geschlossenen System und in einer realitätsfremden oder sogar realitätsfeindlichen Denk- und Sprachwelt heran und werden so zu gesellschaftlichen Aussenseitern in der nicht scientologischen Welt gemacht.

"Die Anfangsschritte zur Verbesserung eines Individuums sind in der Kinder-Dianetik und der Erziehungs-Dianetik enthalten"
L. Ron Hubbard: "Dianetik. Die moderne Wissenschaft der geistigen Gesundheit" Kopenhagen, 1984 Seite 13

"In seltener Deutlichkeit unterstreicht der Gründer der Scientology-Organisation schon am Anfang seines Buches Dianetik, welche Bedeutung für ihn, und damit die Organisation, Kinder und deren Erziehung haben. Der Nachwuchs für die kreierte Parallelwelt Scientology."
Quelle: Schwarzbuch Scientology,  Kapitel: Aufwachsen in der Parallelwelt Scientology, Seite 119 von Ursula Caberta, Gütersloher Verlagshaus 2007

Wird hier eine Generation herangezogen, die vielleicht keine Chance mehr hat, jemals aus dem scientologischen Irrgarten herauszufinden?
 

Thetane in kleinen Körpern

Scientology betrachtet und behandelt Kinder als Thetane in kleinen Körpern daher gibt es in dem System Scientology keinen Platz für Kindheit. Verfahren wie das Auditing und das Antrainieren zweifelhafter Kommunikationsmuster, wie das Anstarren von anderen Menschen, werden auch mit Kindern durchgeführt, was bei Kindern sehrwohl zu Realitätsverlust und sozialen Problemen führen kann.

Das Aufwachsen mit der Ideologie von Scientology soll in organisationseigenen Kindergärten und Schulen gewährleistet werden, wo die Kinder nach scientologischen Gesichtspunkten "betreut" und "unterrichtet" werden. Kindern in Scientology soll möglichst früh eingedrillt werden, dass Scientology und die Arbeit für Scientology die absolut erste Priorität besitzt. Schliesslich geht es ja um nicht weniger als die "Klärung" des Planeten! Daher sei den Kinder auch ein erhebliches Mass an Mitarbeit und Eigeninitiative zuzutrauen und zuzumuten.

Von vielen scientologischen Eltern wird angestrebt, ihre Kinder in der scientologischen Elite-Einheit der Sea-Org unterzubringen und dort die Kinder "Karriere" machen zu lassen. In der Elite-Einheit Sea-Org ist ein Rehabilitations-Lager (RPF) inbegriffen, was in etwa mit den Chinesischen Umerziehungslagern vergleichbar ist. Dorthin werden sogar Kinder geschickt wenn sie "Verbrechen" (im scientologischen Sinn) begangen haben. Es ist daher anzunehmen dass Kinder dort ebenso streng bestraft werden wie Erwachsene und genauso schwere Strafarbeiten wie Erwachsene verrichten müssen. (Siehe auch "Gehirnwäsche im RPF", Seite 46)

So berichtet eine junge Aussteigerin von ihrer Arbeit in der Saint-Hill Sea-Org, sie habe von 8-16 Uhr die Kurse für die Sea-Org absolviert und anschliessend habe es körperliche Arbeit gegeben, wobei sie keine Pause machen durfte. Über den Tag verteilt gab es zwei halbe Stunden Essenspausen, normales Gehen gab es nicht - "joggen" war angesagt weil die optimale Produktion erreicht werden musste. Schulen hatte sie fast nie besucht, dafür hatte sie und ihre Freundin beim Bau einer Sauna mitgeholfen und dabei häufig die ganze Nacht durchgearbeitet und mit wenig oder gar keinem Schlaf am nächsten Morgen die Kurse besucht.

Selbst als sie krank war, musste sie arbeiten und die Kurse besuchen, denn man hatte ihr gesagt: "Ein Thetan könne alles".

Als sie flüchten wollte, wurde sie von Aufsehern festgehalten und stundenlang in ein Zimmer gesperrt. Ihre Telefongespräche wurden abgehört und ihre Post wurde kontrolliert. Sie war jedoch auch Teil dieses Systems, hatte andere überwacht hat und deren Post geöffnet. Es gelang ihr einen Urlaub für Deutschland zu erhalten mit der erfundenen Begründung, ihr Vater sei schwer erkrankt. Durch die Unterstützung deutscher staatlicher Stellen und örtlicher Polizei gelang es ihr danach Scientology zu verlassen und nicht mehr zur Sea-Org zurückzukehren.

Hier ist ihre komplette Geschichte:
http://www.pewid.ch/SCI/seite3_b.html

Indoktrination von Anfang an

Die hohe Bedeutung in Scientology, Kinder früh zu indoktrinieren und somit zu kritiklosen Fanatikern zu erziehen zeigen folgende Zitate:

"Scientology für Kinder könnte in der Praxis sehr wohl das wichtigste Einzelgebiet der Bemühungen dieser Religion sein."
L. Ron Hubbard: "Handbuch für den ehrenamtlichen Geistlichen" Kopenhagen 1980 auf Seite 449
"Die Fälle von morgen sind die Fälle der Kinder von heute. Ganze Zivilisationen veränderten sich, weil jemand die Kinder veränderte"
L. Ron Hubbard: "Techniken für Kinder Prozessing" in "Ability" Ausgabe 110 aus 1959 (deutsche Ausgabe)


Eine Kindheit in Scientology bedeutet für das betreffende Kind gleichermassen soviel wie KEINE KINDHEIT zu haben und anstatt dessen eine völlige Anpassung an ein totalitäres System mit teilweise gnadenlos brutalen Richtlinien und Vorschriften. Hier darf besorgt die Frage gestellt werden, ob hier die Glaubensfreiheit eine ihrer Grenzen findet?

"Der bei Scientology herrschende Drill, das Menschenbild von Scientology, bei dem es darum geht, eine Art "Übermenschen" heranzuzüchten, die destruktive Einstellung der Familie gegenüber, durch die Kinder vernachlässigt, abgeschoben oder gar abgetrieben werden, lassen nur einen Schluss zu: Das Recht der Kinder auf Leben, auf natürliche Entfaltung, auf angemessene Entwicklung und das Recht auf Bildung werden völlig missachtet.

Die Kinder werden von klein an in ein gedankliches System gequetscht, das sie einer zum sozialen Miteinander verpflichteten Gesellschaft entfremdet. Scientology lehrt wie kaum eine andere Organisation den nackten Sozialdarwinismus. ... Entweder werden Kinder zu kritischen, selbstständig denkenden Erwachsenen, oder sie werden zu einer Art scientologischer ,Übermensch', die andere Menschen ,handhaben', kontrollieren wollen.

Das scientologische Menschenbild widerspricht demnach an mehreren Punkten den Grundwerten unserer Gesellschaft. Eine Organisation die familiäre Bindungen derart geringschätzt, eine Organisation, die die Rechte der Kinder – auch der ungeborenen – missachtet, eine Organisation, die letzten Endes eine neue Herrschaftsclique aus- und heranbilden will, steht mit unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung nicht mehr im Einklang."
Kurt-Helmut Eimuth "Die Sektenkinder" Herder 1996, auf Seite 100, 109 und 110

Dennoch, die Diskussion um Kinder in Scientology hat die Organisation nicht gerne, denn bei einem solchen sensiblen Thema horcht die Gesellschaft auf!



Buchtipp zum Thema:


  
Nach dem erfolgreichen »Schwarzbuch Scientology«  richtet Ursula Caberta mit ihrem neuen Buch: Kindheit bei Scientology Verboten! einen gezielten Blick auf Kinder, die in die Organisation hineingeboren oder durch ihre Eltern früh mit der Theorie oder Praxis von Scientology konfrontiert werden. Erschienen im Gütersloher Verlagshaus 2008.

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