Robert Vaughn Young
Aufschlussreiche
Angaben
macht
auch Robert
Vaughn Young in seiner Aussage vom 25.10.1993, die er
anlässlich
eines Rechtsstreits vor einem amerikanischen Gericht abgab.
Young war etwa 20 Jahre lang, zwischen 1969 und 1989, Mitglied der SC. Mit Ausnahme der ersten Monate seiner Verbindung zu SC war er während der gesamten Dauer seiner Mitgliedschaft Angestellter der SC. Ungefähr 15 dieser über 20 Jahre lebte er in Wohngemeinschaften in den Einrichtungen der Organisation. Er erreichte eine der vertraulichsten Stufen eines persönlichen Beraters in der Hierarchie der SC. Er war zudem in den höchsten Managementebenen beschäftigt. Aufgrund seiner erfolgreichen Tätigkeit wurde er unter anderem nach England gesandt, wo das Guardian Office World Wide seinen Sitz hatte. Er erhielt eine zusätzliche Ausbildung in PR-Fragen und las vertrauliche Akten und Berichte über Aktivitäten der SC in aller Welt. Auf diese Weise erlangte er umfassenden Einblick in die PR-, Finanz-, Rechts- und nachrichtendienstlichen Aktivitäten der SC sowie in Operationen der einzelnen Organisationen. Im Rahmen seiner Aufgabenwahrnehmung reiste er durch Europa und traf mit Mitarbeitern der SC in England, Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Deutschland, Österreich und Belgien zusammen, wodurch er zusätzliche Einblicke und Informationen in die internationalen Operationen von SC erhielt. Er hatte intensiven Kontakt zu Hubbard und Miscavige. Wesentlicher Inhalt der Erklärung von Young ist dessen Feststellung, dass die sog. Fair-Game-Regel, die Hubbard formuliert hatte, nach wie vor gültig ist und von SC bis in jüngste Zeit praktiziert wird. Die Aussage des Young belegt den Alleinherrschaftsanspruch der SC, den diese unverhüllt geltend macht und umsetzt. Die Opposition wird als Gegner mit allen nur denkbaren, auch illegalen, Mitteln bekämpft. Dies belegt Young an einer Reihe von Beispielen. Unterschiedliche Meinungen und ein Gedankenaustausch sind nach Youngs Ausführungen bei SC verboten, denn SC ist ein geschlossenes System. Das Einbringen neuer Ideen – die nicht von Hubbard stammen – ist innerhalb der SC nicht erlaubt. Aus diesem Grund sehe die Scientology-Lehre eine Bestrafung vor. Es gebe viele dokumentierte Fälle, in denen Menschen in einem Raum eingeschlossen und von mehreren Menschen angeschrien wurden, bis sie zusammenbrachen oder gestanden; Menschen, die auf Hubbards Anordnung hin auf seinem Schiff in Ketten gelegt wurden; Menschen, die mit gefesselten Händen und Füssen über Bord geworfen wurden; Menschen, die nur noch Reis und Bohnen zu essen bekamen; Menschen, die man tagelang nicht schlafen liess; Menschen, die man auf dem nackten Fussboden in Toiletten oder in Schweineställen schlafen liess; Menschen, die jahrelang Schwerstarbeit in den berüchtigten und geheimen Gulags, den sog. Rehabilitation Project Forces, verrichten mussten; Menschen, die physisch angegriffen und geschlagen wurden, weil sie den Gehorsam verweigerten; Menschen, die in der Wüstensonne bis zur Erschöpfung gehetzt und dann dazu gebracht wurden, noch weiter zu rennen. Alle diese Massnahmen seien Ausfluss der Vorstellung der Scientologen, sie seien die einzigen Menschen auf der Erde, die das Recht hätten, zu bestrafen. Young geht
in seiner Erklärung auch
darauf
ein, es sei Ziel der SC, die Regierung und "feindliche Philosophien"
oder
Gesellschaften in einen Zustand der völligen Übereinstimmung
mit den Zielen von SC zu bringen. Dies werde durch die Fähigkeit
zur
Kontrolle auf hoher Ebene und im Falle ihres Fehlens durch die
Fähigkeit
zur Überwältigung auf niedriger Ebene erreicht. Ähnlich
äusserte
sich
Young
in einem Interview
(Focus
6/1997), wo er feststellte, Einfluss auf
Politik und Wirtschaft sei erklärtes Ziel von SC. Sie habe sich
noch
während seiner Zugehörigkeit über Anwälte in
Washington
in die amerikanische Regierung "eingekauft". Dadurch hätte sie
erreicht,
dass sie offiziell als Kirche anerkannt wurde. Die amerikanische
Regierung
sollte zudem mit Scientologen unterwandert werden. Hierfür habe
Hubbard
sogar einen eigenen Spezialplan entwickelt, den er "Special Zone Plan"
(Spezialbereichsplan) nannte. Hierbei gehe es darum, gezielt
Scientology-Mitglieder
in Verwaltungen und Regierung zu plazieren, um Macht und Einfluss
im Sinne von Scientology auszuweiten. Regierungen, die nicht
beeinflusst
werden könnten, würden – wie die deutsche Regierung derzeit –
durch öffentlichkeitswirksame Massnahmen bedroht, z.B. durch
offene Briefe.
Der amerikanische Scientology-Kritiker
Robert Vaughn Young starb
am 15. Juni
2003 nach langer Krankheit (Prostata-Krebs). In den letzten Jahren
hatte er sich darauf konzentriert, andere Kranke durch
schriftstellerische Arbeit zu unterstützen. Er ist er unter
anderem auch bekannt durch einen Artikel im SPIEGEL
39/1995 (pdf), in dem er die Methoden des Geheimdienstes
von
Scientology beschrieb.
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