"Der Hustensaft ist eine Droge!!"

   Eine schwarze Komödie frei nach Motiven des Lebens in einem Akt

    © by Ilse Hruby

Darsteller:

A ein überzeugter Scientologe
B ein überzeugter Nichtscientologe
C ein stark erkältetes Kind von 5 Jahren (C ist das Kind von A und wohnt nicht bei A und B sondern bei der Mutter von C, der früheren Lebenspartnerin von A, und kommt nur jeden 2. Sonntag für einen Tag zu Besuch zu A und B)
A und B sind ein Ehepaar


Szene: eine kleine Wohn-Küche im Herbst in einer Mietwohnung in einem Haus auf dem Land, es ist Sonntag Abend so gegen 17:00 Uhr, draussen vor den Fenstern bläst der Herbstwind, drinnen ist es behaglich warm und bisher auch recht gemütlich.

A liest eine "religiöse" Zeitschrift und kümmert sich nicht was rundherum um ihn geschieht
B räumt die Küche auf und bereitet nebenbei einen guten Tee zu
C sitzt am Küchentisch und malt in seinem Malbuch (C hat Schnupfen, starken Husten und Halsschmerzen. C hustet schon den ganzen Tag und ist bereits heiser von den Halsschmerzen)

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C zieht B an der Jacke und fragt: Bitte hast Du einen Hustensaft für mich? Mir tut der Hals schon weh' von dem vielen Husten heute.
B: Ja natürlich, ich habe sogar einen, der gut schmeckt. Es ist ein pflanzlicher- homöopathischer Hustensaft und ist auch für Kinder erlaubt. Schau' mal der ist noch ganz neu, den habe ich erst vor ein paar Tagen in der Apotheke gekauft. Da steht geschrieben für Kinder einen Esslöffel 3x täglich.
B schraubt das Hustensaftfläschchen auf und gibt C einen Esslöffel voll mit dem Hustensaft.
C: Danke! hmmm... der schmeckt wirklich gut.
B: Hast zu Hause einen Hustensaft?
C: Nein ich glaube nicht.
B: Soll ich ihn dir mitgeben, damit du auch am abend zu Hause vor dem Schlafengehen einen hast, wenn der Husten wiederkommt?
C: Ja bitte. (C bringt seinen kleinen Rucksack)
B packt den Hustensaft für C in den kleinen Rucksack.
C: Danke B!

A legt plötzlich seine "religiöse" Zeitschrift weg und interessiert sich nun offensichtlich für das Geschehen.
A: was ist denn hier los?
C: ich habe so stark Halsweh' von dem vielen Husten heute und B hat mir jetzt einen guten Hustensaft gegeben und es ist schon viel besser.

folgender lautstarker Streit wurde in voller Länge in Anwesenheit des Kind C ausgetragen

A zu B: bist du von Sinnen? Wie kannst du einem kleinen Kind einen Hustensaft geben?
B: C hat mich selbst darum gebeten und er hat doch wirklich den ganzen Tag gehustet und er hat schon von dem vielen Husten Halsschmerzen bekommen. Tut dir das Kind nicht leid?
A: Dir ham's wohl ins Hirn gesch.....!! Wie kannst du einem kleinen Kind Drogen geben?
B: Mir scheint, als hättest du keine Ahnung. Schau mal hier, das ist ein rein pflanzlicher-homöopathischer Hustensaft aus der Apotheke, der kann laut Beschreibung auch Kindern verabreicht werden. Und bitte mässige deine Ausdrucksweise vor dem Kind.
A: Du bist ein Verbrecher, du setzt mein Kind unter Drogen!
B: So denk' doch mal nach was du sagst! Der Hustensaft ist pflanzlich und homöopathisch und ist aus der Apotheke. Lies doch mal selbst den Beipackzettel, hier schau mal, der ist für Kinder geeignet und er ist auch nicht rezeptpflichtig. Als deine Eltern und deine Schwester krank waren habe ich ihnen auch diesen Hustensaft gegeben und er hat ihnen gut getan.
A schreit: Ahh! So ist das, du setzt auch meine Eltern unter Drogen! Das wird ja immer besser!
B: Sag' mal weisst du denn überhaupt was du da redest? Das ist doch krank was du da sagst! Wie kommst du denn auf solche Hirngespinste?
A rennt aufgeregt und wütend in der kleinen Wohn-Küche auf und ab: Ich verbiete dir meine ganze Familie unter Drogen zu setzen und süchtig zu machen!!
B: Du hast überhaupt keinen Grund dich so aufzuregen und vor dem Kind zu schreien und zu toben.
A schreit noch immer: Du versuchst meine Familie zu Drogenabhängigen zu machen, da soll ich mich nicht aufregen!
B: mit einem pflanzlichen-homöopathischen Hustensaft? Ich kann Dich wirklich nicht verstehen. Ich bin Krankenschwester und ich weiss sehr wohl, was ich jemanden ohne Bedenken geben kann. Anders wäre es, wenn es sich um einen rezeptpflichtigen Hustensaft handeln würde. Diesen würde ich niemals ohne Anordnung oder Absprache mit einem Arzt jemanden verabreichen.
A noch immer sehr aufgebracht: Wo ist denn da der Unterschied? Alles was von den Ärzten und der Pharmaindustrie kommt sind Drogen um die Menschen abhängig und süchtig zu machen!
B: Wie soll denn das deiner Meinung nach gehen wenn Menschen schwer krank sind? Wie soll denn ein Diabetiker ohne Insulin auskommen? Was ist mit Herzkranken Menschen, die ihre Herzmedikamente täglich brauchen? Sind diese Menschen alle Drogenabhängige? Woher hast du denn diese Vorstellungen? Wer redet dir denn so einen Blödsinn ein?
A: Du hast Gegenabsichten und bist ein Feind!
B: Was soll denn nun das schon wieder bedeuten? Das ist doch keine Antwort auf meine Fragen.
A: Es gibt Beistände und damit kann man Menschen bei somatischen Störungen helfen.
B: Diabetes, Husten und Herzkrankheiten sind nach deiner Ansicht also somatische Störungen und können durch "Beistände" und Handauflegen geheilt werden? Das ist mir aber neu und klingt irgendwie nach unseriösem Humbug.
A: JA! Und bei manchen Menschen kommen solche Krankheiten als Folge von Unterdrückung!
B: Oh Gott! Woher nimmst du denn solchen haarsträubenden Unsinn? Lernst du das in der Org? (= ist eine "religiöse" Niederlassung der "Religion" von A)
A schreit nun wieder: Du mit deinen aberrierten Gegenabsichten! Deine feinen Herren Ärzte und Psychiater und Psychologen sind alles kriminelle Schwerverbrecher!
C ist traurig und weint: Ich will nach Hause, ich will eure Streiterei nicht mehr hören.....
A in sehr aufgebrachtem Ton: Da siehst es wieder was du mit deinem Hustensaft angerichtet hast, jetzt weint das Kind und will nach Hause!
B tröstet C und hilft ihm sein Jäckchen anzuziehen: Komm' bald wieder, und jetzt werd' zuerst mal gesund. (der Hustensaft bleibt in C's Rucksack, den hatte A vergessen, wie beabsichtigt, rauszunehmen)
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A fährt C mit dem Auto nach Hause.
B bleibt kopfschüttelnd zurück und kann nicht verstehen was sich soeben ereignet hat.
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Als A kurze Zeit später wieder nach Hause kommt, geht der Streit um den Hustensaft, der angeblich eine Droge ist die abhängig machen soll, noch fast 3 Stunden lautstark weiter :-(
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Übrigens: Die Mutter von C bedankt sich am Tag darauf bei B telefonisch für den Hustensaft, denn sie hatte wirklich keinen zu Hause und es war Sonntag und die nächste geöffnete Apotheke war viele Kilometer entfernt. Der Hustensaft hätte C gutgetan und C habe aufgehört zu Husten und hätte sehr gut geschlafen. Als B der Mutter von C bei dieser Gelegenheit die Geschichte vom Vorabend um den Hustensaft erzählt, meint diese, solche unliebsamen Diskussionen in diesem Zusammenhang seien ihr wohl bekannt und sie wundere sich kaum über diesen Vorfall.
 
 

                             * THE END *

(Sollten sich bei der Schilderung gewisser Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken von Scientologen ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.)


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