Vernachlässigte Kinder in Scientology

Über die Entfaltung von Begabungen eines Kindes entscheidet wesentlich das Milieu der ersten Lebensjahre. Körperliches Gedeihen und seelische Geborgenheit sind wichtig – ebenso wichtig aber ist eine Umwelt, die dem Kleinkind seine geistigen Fähigkeiten fördert. Dies stellt an die Eltern hohe Anforderungen und das Aufbringen von Zeit und Liebe für das heranwachsende Kind, denn fünfzig Prozent der Intelligenz eines Menschen entwickeln sich bis zum vierten Lebensjahr. Die ersten fünf Jahre sind sicherlich als die wichtigsten im leben eines Kindes anzusehen. Das Entwicklungsgeschehen in dieser Zeit ist besonders vielgestaltig. Aus der Tollpatschigkeit des ersten Lebensjahrs entwickelt sich nach und nach unter dem enormen Tatendrang des Kindes die Fähigkeit zur Selbständigkeit.

Die Vernachlässigung eines Kindes kann körperlicher, seelischer oder erzieherischer Art sein:

  • das Kind sich selbst überlassen
  • Krankheiten des Kindes, die die Eltern nicht behandeln lassen
  • mangelhafte Aufsicht
  • Vernachlässigung des Bedürfnisses nach Kontakt
  • unzureichende hygienische Pflege
  • unzureichende Versorgung mit Nahrung
  • unzureichende oder schlechte Schulbildung

Vernachlässigung ist sowohl körperliche wie auch seelische Kindesmisshandlung. Kinder werden vernachlässigt, indem Eltern ihnen vor allem das Wichtigste verweigern, was ihnen zusteht: die Liebe!

Kindesvernachlässigung ist ein altbekanntes Problem. Es wird bereits im 19. Jahrhundert in den Romanen von Charles Dickens z.B. "Oliver Twist" erwähnt, die das Schicksal vernachlässigter und verwahrloster Kinder im englischen Frühkapitalismus beschreiben. Die Vernachlässigung von Kindern ist aber kein ausschliesslich sozialgeschichtliches Thema, sondern eines, das seine Aktualität bis heute nicht verloren hat und leider auch darauf schliessen lässt dass es die Kinder in Scientology betrifft.

Die Lebensrealität vernachlässigter Kinder ist geprägt von chronischer Unterernährung, unzulänglicher Bekleidung, mangelnder Versorgung und Pflege, mangelndem sauberer Kleidung und sauberem Umfeld, fehlender Gesundheitsvorsorge, unbehandelten Krankheiten und gesteigerten Unfallgefahren. Diese Kinder werden ohne die notwendige Versorgung, Betreuung, Zuwendung und Anregung allein gelassen.
  • Passive Vernachlässigung entsteht aus mangelnder Einsicht, Nichterkennen von Bedarfssituationen oder unzureichenden Handlungsmöglichkeiten der sorgeberechtigten Personen z.B. Alleinlassen des Kindes über eine unangemessen lange Zeit, Vergessen von notwendigen Versorgungsleistungen, unzureichende Pflege, Mangelernährung etc.

  • Als aktive Vernachlässigung ist die wissentliche Verweigerung von Handlungen anzusehen, die von der sorgeberechtigten Person als nachvollziehbarer Bedarf des Kindes erkannt wird z.B. Verweigerung von Versorgung, Körperhygiene, Nahrung, Schutz etc. Scharfe Grenzziehungen zwischen passiver und aktiver Vernachlässigung sind nicht immer möglich.
  



Ein Beispiel für "vorbildliche für Kinderbeaufsichtigung" lieferte L. Ron Hubbard selbst: er bekam am  26. Februar 1951 eine Strafe wegen Vernachlässigung seines eigenen Babys!


Kein Familienleben – dafür eine Kindheit im Lager und schwere körperliche Arbeit

Die Kinder von Scientology-Mitarbeitern sind zu bedauern, denn sie haben kaum Familienleben mit ihren Eltern, sie wachsen praktisch ohne Eltern und ohne Familienleben auf. Damit werden nahe, verlässliche und kontinuierliche Eltern-Kind-Beziehungen zumindest erschwert und das Kind erfährt bereits früh – vermittelt über seine Eltern –, dass die Arbeit für Scientology sowohl für Eltern als auch für Kinder die absolute Priorität besitzt.

Dies kann bis zur Vernachlässigung der Kinder durch ihre Eltern führen, da die scientologischen Eltern in der Regel verinnerlicht haben, dass das oberste Ziel die Expansion der Scientology-Organisation ist und sie die Auffassung vertreten, ihre Kinder ebenfalls in diesem Sinne erziehen lassen zu müssen. Scientology Mitarbeiter in der Sea Org haben oftmals einen zehn bis zwölf Stunden langen Arbeitstag und dies lt. der Beschreibung des Stundenplans von Tanya Neujahr bis zu 17 Stunden. Dabei war Tanya zu diesem Zeitpunkt selbst noch ein Kind. →"Dein Problem, löse es"(pdf) – Aussteigerin Tanya über den Umgang von Scientology mit Kindern.

Eidesstattliche Erklärung von Astra Woodcraft über ihr Leben in Scientology und in der Sea Org.
Kinder müssen einen Beitrag leisten = Kinderarbeit
Kinderarbeit in Scientology – Childs work in Scientology

Die Ex-Scientologin Vivien Krogmann bekommt 35.000 Euro für die verlorene Kindheit in Scientology – Viviens Eltern wollten dass Vivien im scientologischen Sinne erzogen wird, dazu schickten sie das Mädchen in das scientologische "Elite Camp" der Sea Org Niederlassung in England in Saint Hill. Vivien war 13 bei ihrem ersten Aufenthalt und 16 bei ihrem zweiten Aufenthalt in der "Ordensgemeinschaft", wie das Lager intern genannt wird – siehe dazu auch die Artikel in den deutschen Print-Medien und ihr Interview über ihre Kindheit in Scientology sowie ihre Geschichte in englisch: The Story of Vivien Krogmann-Lutz by Mike Gormez
  


"Es war eine schreckliche Zeit, sagt Vivien Krogmann (23). Interniert in "Sea Org", der Eliteeinheit der Scientology-Sekte in St. Hill bei London. Gruben ausheben, Rohre verlegen, schlimmste Kinderarbeit. Vivien war 15  Jahre alt. Sie leidet noch heute. Unter Rückenschmerzen, in der Seele, sagt sie. Die Eltern, Mitglieder der Scientology-Sekte, verklagt von der eigenen Tochter, weil sie ihr Kind drei Jahre ins Sekten-Camp schickten – das gab es weltweit noch nie. Die Eltern und die Sekte bestreiten die Vorwürfe....." 
Hamburger Abendblatt vom 1.11.2002

"Vivien K.-L. (23) musste drei Jahre in der „Sea Org“, der Elite-Truppe Scientologys in Saint Hill/ England schuften. Sie konnte ihren angestrebten Hauptschulabschluss nicht machen. Das Rund-um-die-Uhr-Programm, das sie zu einem „ethisch besseren Menschen“ formen sollte, habe ihr alles abverlangt. Folge: Albträume, Magersucht, Rückenleiden.  „Vivien musste fünf Meter tiefe Gräben ausheben, Malerarbeiten erledigen“, sagte der Verteidiger der Angestellten vor Gericht...."
Hamburger Morgenpost vom 1.11.2002


siehe die UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut


Führungsanweisung für Familienzeit

Mit der Führungsanweisung 239, die für die im Westen der USA arbeitenden Mitarbeiter der Sea Org am 6. November 1989 veröffentlicht wurde, wurde den Eltern, die als Teil eines feststehenden Zeitplanes sich täglich eine Stunde Familienzeit mit ihren Kindern genommen hatten, folgendes sinngemäss mitgeteilt:

"Aufgrund gründlicher Nachforschungen, wurde festgestellt, dass es für diese eine Stunde Familienzeit keine Referenzangabe von L. Ron Hubbard gab und diese Unterbrechung der Arbeitszeit sich nur negativ auf die Produktion und keinesfalls positiv auf die Erschaffung eines Lebensbereiches von Familie und Kinder auswirkt. Es sei viel wertvoller dafür Sorge zu tragen auf seinem Posten täglich viel und gute Arbeit zu leisten und sich und die Familie dann mit einem freien Tag zu belohnen. Für die Sea Org-Kinder seien ausserdem effiziente Massnahmen am Laufen, um sie in der Zukunft zu kompetenten Mitgliedern der Sea Org zu machen."

In der Sea Org ist es Brauch, alle zwei Wochen einen Tag frei zu haben, aber auch nur dann, wenn man ausreichend produziert hat – alle zwei Wochen einen freien Tag (wenn die Produktion stimmt) – das ist in der Sea Org die Familienzeit. Alle zwei Wochen Kontakt mit seinen Kindern? Das widerspricht jeglicher zivilisierter und gesellschaftlicher Vorstellung von einem intakten Familienleben. Es ist mit Sicherheit keinesfalls möglich an einem Tag alle zwei Wochen seinen Kindern eine individuelle Erziehung und familiäre Geborgenheit zu vermitteln und zukommen zu lassen.

Eine daraus abgeleitete Folge für Kinder ist, dass sie ein Teil der Anstrengung der Eltern werden können, "die Welt zu retten". Zum Beispiel brachte die St. Petersburg Times in Florida am 10. November 1991 einen Artikel "Little Time for Children" betreffend "Scientologys Kinder", der berichtete, dass ein elfjähriges Mädchen einen Vertrag über eine Milliarde Jahre unterzeichnete, um Scientologys engagiertem Corps, genannt die Sea Organization, oder die Sea Org, beizutreten, und schliesslich während des Schuljahres etwa 50 Stunden wöchentlich arbeitete. (Curtis Krueger, 1991: 14A).

Im Jahr 1994 beschrieb die Amerikanerin Mary Tabayoyon, die über 20 Jahre Mitarbeiterin in der Scientology Eliteeinheit Sea Org war, dass die Kinder von Sea Org Mitarbeitern während der Arbeitszeiten ihrer Eltern für gewöhnlich von neun Uhr morgens bis etwa elf Uhr nachts in eigens dafür eingerichteten Kinderhorten untergebracht wurden. Die Folgen für Kinder, deren Eltern sich vollständig der Organisation widmen, sind nicht schwer vorherzusagen. Wie es die ehemalige Scientologin Vicki Aznaran, die zum Kritiker wurde, 1991 formulierte:

 


"Nahe an der Rettung der Welt mag die Sorge um Kinder nicht so wichtig erscheinen. "Scientology kommt zuerst und alles andere ist unwichtig", sagte die ehemalige Scientologin Vicki Aznaran "Auf Eltern, die Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen, wird herabgesehen. Es wird gesellschaftlich nicht akzeptiert."
Vicki Aznaran, zitiert in Krueger,1991: 12A


Die Sea Org Gouvernante und ihr Wirkungsbereich

Ursula Caberta schreibt:
"In der Vergangenheit stand immer mal wieder das Familienleben der Sea-Org in öffentlicher Kritik. Denn selbstverständlich können auch ganze Familien ihr irdisches Leben aufgeben und sich für die Langzeittätigkeiten in der Sea-Org anwerben lassen.......Von der Scientology-Organisation, wenn irgend möglich immer dementiert, gibt es allerdings eine Anweisung Hubbards eher denen recht, die ein Familienleben der Sea-Org-Mitglieder nicht erkennen konnten.

Verantwortlich für die "Betreuung" der Kinder sind Gouvernanten. Die Aufgabenstellung dieser Position ist im FLAG-Befehl 1630 vom 3.12.1968 niedergelegt:

"Der Posten der Gouvernante wird für die Kinder eingerichtet, die keine Kadetten sind und über sechs Jahre alt sind oder nach der Festlegung durch den Kapitän......die Gouvernante ist für die Handlungen, das Benehmen und die sittliche Gesinnung der Kinder verantwortlich......Die Gouvernante darf die ihr anvertrauten Kinder nach ihrem Ermessen schlagen oder züchtigen."

Alle Macht der Gouvernante, zu den Eltern nur ein knapper Satz:

"Ihre Kleidung und ihr Unterhalt werden von den Eltern bezahlt. Sie nehmen ihre Mahlzeiten gemeinsam ein und dürfen nicht ins Kinderzimmer."

Das klingt doch sehr nach der Abgabe der elterlichen Sorge an die Sea-Org Verantwortlichen. Ob in den USA, in England oder Dänemark, für die Erwachsenen steht der Drill in der Elite genauso bevor wie für die Kinder und Jugendlichen."
Quelle: Schwarzbuch Scientology, Kapitel: Von Schiffen und Platzmangel. Was sind eigentlich Kinder?, Seiten 160 und 161, von Ursula Caberta, Gütersloher Verlagshaus 2007

Beobachtungen und Erfahrungen

Jesse Prince

in einem Interview mit Lawrence Wollersheim vom 25.August 1998 (Band 3):
 
J. "Ich habe diese Kinder gesehen, 15 oder 20 in einem schmutzigen Raum mit schmutzigen Teppichen, über und über mit Essen verschmutzt, dort spielten sie. Wenn eines von ihnen sich nicht richtig benahm, wurde es in einen  Raum gesperrt, wo es bis zur totalen Erschöpfung geschrien oder sich in den Schlaf geschrien hat. Von Anfang an wurden sie wie Kadetten behandelt, wie kleine Kinderkadetten. Sie haben sie zu dem gemacht, was sie Felsen und Pracht nannten, wo sie, wenn sie etwas unerlaubtes taten, herumgestossen, unterdrückt wurden. Von Kindheit an wurden diese Kinder unterdrückt."

L: "Wie wurden sie belohnt?"

J: "Sie durften 15 Minuten länger spielen. Keine Kleidung, nie etwas was, ihnen gehörte, wie ein winziges Stück Freiheit mehr, ein bisschen extra Essen, vielleicht eine Eiscreme."

L: "Waren da irgendwelche Frauen?"

J: "Und die Eltern konnten ihre Kinder nur eine Stunde am Tag sehen. Eine Stunde am  Tag, weil sie noch arbeiteten, wenn die Kinder zu Bett gingen. Wenn sie also Glück hatten, konnten sie ihre Kinder 4 oder 5 Stunden die Woche sehen. Die Kinder werden  im allgemeinen vernachlässigt, zu dem Kindermädchen gebracht, die sie hütete und Gerstensaft gab. Die Kinder haben keine Vorstellung von Eltern, von Familie, von  Zusammenhalt. Alles ist Scientology. Es ist mitleiderregend. Es ist einfach schrecklich....."

Melanie

eine ehemalige Scientologin, blickt zurück (eidesstattliche Aussage):
 
"Den Kindern war es nicht erlaubt, bei ihren Eltern zu leben. Scientology gestattete alle vierzehn Tage einen Besuch, für nur 45 Minuten während der Essenszeit." Wer gegen Richtlinien verstösst, werde möglicherweise in die Rehabilitation Projekt Force (RPF), das sekteneigene "Straflager", gesteckt. Dort müssten die "Häftlinge" 18 Stunden pro Tag, sieben Tage in der Woche hart arbeiten. Zu essen gebe es "Reis und Bohnen", zu trinken Wasser. Melanie: "Während dieser Zeit sah ich mit eigenen Augen, wie jemand mit Ketten mehrere Wochen lang an Leitungsrohre im Heizraum des Gebäudes Fort Harrison gefesselt war....."

Stacy Brooks Young

aus ihrer eidesstattlichen Aussage zu "Allegations of child neglect and assault by Scientology"
 

"....Kinder wurden getrennt von ihren Eltern in Lagern untergebracht und das über Wochen ohne Unterbrechung. Auf Eltern die nach ihren Kindern fragten wurde herabgesehen; Kinder gelten als "Ablenkung" von der Produktion...."

Yolanda Howell

in ihrer Aussage zu "Allegations of child neglect and assault by Scientology"
 
"...Daher musste meine älteste Tochter schon in einem sehr frühen Alter den Babysitter für die jüngeren Kinder machen unter anderen auch für die der Nachbarn. Er heiratete eine Frau, die an Hubbards Idee glaubte, dass es besser sei wenn die leiblichen Eltern die eigenen Kinder nicht grossziehen würden  – gegenseitige Engramme, Sie verstehen. Auf diese Weise führten sie fort meine Kinder zu vernachlässigen was dazu führte, das meine älteste Tochter unstabil und kriminell wurde und mein fünf Jahre alter Sohn von einem Auto angefahren  – und getötet wurde – als er unbeaufsichtigt auf einer belebten Strasse spielte. Sie schwörten er war "durch Postulate geschützt"........Als meine Tochter fünf wurde, tat sie Rasierklingen in die Handtasche ihrer Stiefmutter um "es ihr heimzuzahlen". Mein Sohn hing sich an jede mit langen dunklen Haar (wie meines) und meine zweite Tochter wurde ebenfalls durch ein Auto angefahren. Sie wurde nicht getötet. Ihr Auge wurde allerdings dauerhaft geschädigt als sie zwei war. Ein anderes achtjähriges Scientology Kind war der Babysitter für sie und fünf andere Kinder. Die Scientologin dessen Haus sie benutzten war Kosmetikerin und hatte ihr Material herumliegen lassen. Meine Tochter hatte Haarfärbemittel in ihr Auge gerieben. ...."

Eine Ex-Scientologin

in ihren Gedanken zu Scientology und Kindererziehung
 
"... Ich habe z.B. während der Zeit meiner Mitgliedschaft zu Scientology vielfach einen Umgang mit Kindern beobachtet, der mich sogar damals befremdet hat: So liess etwa eine Mutter ihren wenige Wochen alten Säugling bis zu 2 ½ Stunden allein in einem abgelegenen Raum der Organisation, während sie selbst in der „Akademie“ „studierte“. Als ich den Kleinen weinen hörte, machte ich sie darauf aufmerksam, dass ihr Sohn sie brauche. Sie aber erklärte – streng nach scientologischer Überzeugung – das Baby müsse begreifen, dass es sie "unterdrücke“, wenn es sie am studieren hindere; sie werde sich nicht vor der Pause um ihr Kind kümmern; wenn es durch seine unethische Handlungsweise einen Schaden erleide, so könnte man den ja später durch „Auditing“ beheben. ..." 

Warrior

Wie so ein Familienleben und die Wohnverhältnisse einer Familie, deren Eltern oder ein Elternteil Mitarbeiter in der Sea Org sind, aussehen können, beschreibt Warrior sehr anschaulich in seiner Aussage zu "Allegations of child neglect and assault by Scientology"

"...Als es meiner Frau nicht erlaubt wurde in der Sea Org zu sein, musste ich in einem Zimmer im 7. Stock des Hollywood Inn (am 6724 Hollywood Blvd) mit 8 anderen Männern zusammengestopft in einem Raum leben und wir mussten uns alle ein Badezimmer teilen. Wir schliefen alle in Etagenbetten auf 3 Etagen übereinander gestapelt. Meine Frau und mein Sohn lebten einige Meilen weiter in der N. Robinson Ave. in einem Haus welches sie mit Ray Peck (ASHO Fdn staff) und Ruthie Weissberg mit ihrem Sohn gemeinsam teilten ...."

Hier beschreibt er die Zustände in der scientologischen Kindertagesstätte in seiner Aussage zu "Allegations of child neglect and assault by Scientology"
 
"...Nach meiner Ankunft in der Sea Org in LA, entdeckte ich dass die Cadet Org (damals in der Melrose Avenue) absolut verdreckt war. Sie war personell unterbesetzt. Viele Babies (Säuglinge und Kleinkinder) krabbelten durch die Lobby herum, anscheinend unter der Aufsicht des Rezeptionisten!! Ich war angeekelt. Diese "Tagesstätte" verstiess offensichtlich gegen Gesundheitsrichtlinien. Was ich dort sah war totale Vernachlässigung, Schmutz und Gestank. Einige Babies krabbelten auf dem gekachelten Boden. Sie warten schmutzig und brauchten einen Wechsel ihrer Windeln. Und zu diesem Zeitpunkt als ich durch dieses Gebäude und durch die Lobby ging, war gerade niemand da um ein Auge auf die Kinder zu werfen...."

"Happy Kids?"

Nicht nur in Übersee gibt es solche verheerenden Zustände im Bezug auf mangelhafte Sauberkeit und Hygiene in den Scientology Kindereinrichtungen:

"Ich war entsetzt, in einem halbdunklen Souterrain hatte man die Kinder abgeladen, kein auch nur halbwegs vernünftiges Spielzeug war für sie da, überall lag Dreck herum, die Teppiche waren abgewetzt, ausserdem schienen sich die Betreuer nicht sonderlich um das Wohl der Kinder zu kümmern"
Caberta Ursula, Träger Günther: "Scientology greift an" Düsseldorf 1997, Seite 145

"Die Aussage eines ehemaligen Scientologen über den in Hamburg von der Organisation eingerichteten Kindergarten für die Mitarbeiter/innen der sogenannten Kirche. Kinderbetreuung nach Art von Scientology. Die scientologische Ehefrau war schwanger, und so informierte man sich schon einmal über die Betreuungsangebote für den kleinen Thetan, der das Licht der scientologischen Welt erblicken sollte. Die Entscheidung dieses damals scientologischen Ehepaares war klar: In diese Betreuungseinrichtung würden sie ihr Kind nicht geben. Dieser Einblick hatte für die Organisation aber auch noch andere Folgen. Gab doch die Perspektive für das noch ungeborene Kind den Ausschlag, endgültig mit der Organisation zu brechen. Diese Einsicht, sich für das Wohlergehen des Kindes und gegen die Organisation zu entscheiden, ist im scientologischen Alltag selten."

Quelle: Schwarzbuch Scientology, Kapitel: "Happy Kids", Seite 124, von Ursula Caberta, Gütersloher Verlagshaus 2007


siehe dazu auch: In Hamburg musste eine "Happy-Kids" – "Kinderkrippe" aufgrund hygienischer Mängel geschlossen werden:

In der offiziellen Stellungnahme der Behörde, die zur Schliessung der nicht genehmigten Kindereinrichtung führte, liest sich der Zustand der Wohnung so:

"Ein ca. 20 bis 25 qm grosser Raum, der als Küche und Wohn- und Aufenthaltsraum genutzt wird. Die Küche enthielt eine Küchenzeile sowie Tisch und Stühle für Erwachsene, im Aufenthaltsraum lagen zwei Matratzen auf dem Boden, in einem Regal befanden sich Windelpackungen und andere Utensilien, eine Steroeoanlage. Auf einem Balkon lagen zwei bis drei Spielzeugteile in zentimeterhohem Regenwasser..........

Alle Räume und Einrichtungsgegenstände machten einen schmutzigen, unordentlichen, heruntergekommenen Eindruck. Die Betten waren überwiegend mit schmutziger oder gar keiner Bettwäsche bezogen. Der Teppichboden wirkte unhygienisch und war bedeckt mit Flecken. Spielmaterialien oder kindgemässe Herrichtung der Räume war nicht vorhanden."


In diesem Fall konnte zumindest hier die "Betreuungseinrichtung" geschlossen werden. Allerdings ist dieses immer nur dann möglich, wenn Menschen sich lösen und präzise Angaben machen können. Es spricht vieles dafür, dass weltweit die armen kleinen "Happy Kids" in ähnlichen Zuständen leben und aufwachsen.

Quelle: Schwarzbuch Scientology, Kapitel: "Happy Kids", Seite 127 und 128, von Ursula Caberta, Gütersloher Verlagshaus 2007

Teresa Summers aus Clearwater (Florida), Ex-Scientologin

in einem Interview mit dem Berliner Kurier vom 13.02.2001

"...Mütter, die ihre Kinder in der Scientology-Kirche erzogen haben und sich lösten, haben schreckliche Schuldgefühle, was ihre Kinder durchmachen mussten", sagte sie der "New York Post". Harte körperliche Arbeit, manchmal 40 bis 60 Stunden pro Woche. Eltern werden von der Sekte dazu angehalten, ihre Kinder nicht zu trösten oder zu füttern. Denn laut Sektenlehre sind Kinder kleine Erwachsene, die für sich selbst sorgen können. Auch Arzneien gelten als verpönt. Bei Fieber werde das Kind angehalten, einen Gegenstand in die Hand zu nehmen und still zu halten. "Ich habe es bei meinem Kind versucht. Natürlich hat es nicht geklappt", sagt Ex-Mitglied Summers. In den Schulen der Sekte hätten Lehrer keine akademischen Abschlüsse. "Sie sind trainiert in Scientology-Technologien. Sie erklären nichts, sie helfen nicht..."

Lucia Krähenbühl in ihrem Interview "Suppressive Person"

mit TAXI Magazin für Soziales und Kultur 2001 Nr. 6

"...Also wenn du Kinder hast und bist MitarbeiterIn, dann ist es fast unmöglich die Kinder selbst zu betreuen. Du musst von frühmorgens bis spätnachts arbeiten. Da hast du keine Zeit für die Familie. Die Kinder kamen zur Nursery, wo sie betreut wurden. Manchmal dachte ich, diese Kinder sind nicht gut drauf, sie leiden unter der Situation. Ich hatte keine Möglichkeit, mit ihnen zu reden und wusste auch noch nicht so recht, was ein Kind so alles braucht. Es wurde auch gesagt, dass das das Beste ist für die Kinder. Ich hatte soviel um die Ohren, dass mir das Problem zu jener Zeit als Mitarbeiterin gar nicht zum Bewusstsein kam. Erst später, als ich draussen war, dachte ich darüber nach..."

Robert Kaufmann in seinem Buch "Übermenschen unter uns" Seite 104 105 Kapitel: "Die OTs"

"Eines Tages bemerkte ich während des Essens einen kleinen Jungen, der an einem Nebentisch sass. Zuerst glaubte ich, er sei allein. Dann fiel mir ein, dass er zu den Kindern eines amerikanischen Ehepaares gehörte, das am Spezial-Kurs teilnahm, und das die Angewohnheit hatte, was immer man sagte, in der vorgeschriebenen Weise mit sonorem "O.k." und "Danke" zu bestätigen. Seine Mutter hatte in einem S&D entdeckt, dass der Junge für sie suppressiv war. Vielleicht hatte sie das Kind von Anfang an nicht haben wollen; natürlich musste sie sich nun von ihm trennen. Deshalb assen sie an verschiedenen Tischen. Hin und wieder lief sie zu ihm und drückte ihn an sich; sie sagte, sie könne sich nur halb von ihm trennen. Er war der traurigste kleine Kerl, den ich je gesehen habe; sein bedrücktes und ratloses Gesicht war der vollkommene Gegensatz zu dem seiner kleinen strahlenden Schwester, die immer bei den Eltern sass."


siehe die UN-Kinderrechtskonvention im Wortlaut


Familie und Grosseltern

Kommt nur ein Familienmitglied mit Scientology in Verbindung und wird Mitglied, so versucht diese Person auch den den Rest der Familie in die Organisation einzugliedern. Ab diesem Zeitpunkt entstehen in der Familie zwischen dem scientologischen Teil und nicht-scientologischen Teil grosse Spannung.

Wie rigoros das System Scientology dabei in das Familiengeschehen eingreift ist anhand vorangegangener Beobachtungen und Erfahrungen schon sehr deutlich geworden. Aber damit nicht genug, selbst anderen Familienangehörigen wie hier am Beispiel der Grosseltern wird vom System Scientology vorgeschrieben wie sie sich diese zu verhalten haben, um ihre Enkelkinder sehen und besuchen zu können.


"Grosseltern sollten keinen Zutritt zum Haus ihrer Enkelkinder gewährt werden, bis diese gelernt haben, sich im dianetischen Sinn gut zu verhalten."
 L. Ron Hubbard, Kinder-Dianetik 1951, S 51f

Gefährdetes Kindeswohl

Folgen von emotionaler Vernachlässigung in der Kindheit

Ein Kind ist kein kleiner Erwachsener. Nach der Geburt ist es völlig hilflos und ist auf die Betreuung seiner Eltern angewiesen. Schwere gefühlsmässige Vernachlässigung in der frühen Kindheit kann sich daher verheerend auswirken. Kinder ohne Berührungen, Anregungen und Pflege können buchstäblich die Fähigkeit, überhaupt nennenswerte Beziehungen einzugehen, für den Rest ihres Lebens verlieren.
Im allgemeinen hängt die Schwere des Problems davon ab, wie früh im Leben, wie lange und wie schwer die emotionale Vernachlässigung gewesen ist. Wer als Kind geschädigt wurde, hat auch als Erwachsener Probleme. Denn auch die gesundheitlichen Folgen schwerer seelischer Belastungen in der Kindheit sind offenbar weit schwerwiegender bisher angenommen. Auf einer internationalen Konferenz in Mainz verwies der Mediziner Ulrich Egle auf Forschungsergebnisse, wonach Menschen, die als Kinder schweren psychischen und sozialen Belastungen ausgesetzt waren, unter erheblich höheren Gesundheitsrisiken litten.
 

Entwicklung von Beziehungen

Die Systeme im menschlichen Gehirn, die es uns erlauben, Gefühlsbindungen zu bilden und zu erhalten, diese entwickeln sich während der Kindheit und der ersten Lebensjahre. Die Erfahrungen während dieser frühen verletzlichen Lebensphase formen entscheidend die Fähigkeit, innige und gesunde Gefühlsbindungen zu bilden. Mitgefühl, Zärtlichkeit, Teilen, Beherrschung der eigenen Aggression, Liebesfähigkeit und eine Menge anderer Charakteristika einer gesunden, glücklichen und konstruktiven Person hängen von der prinzipiellen Bindungsfähigkeit ab, die in der Säuglingszeit und frühen Kindheit ausgebildet werden.
Diese wichtigste Eigenschaft eines Menschen ist die Fähigkeit, Beziehungen zu anderen Menschen zu bilden und zu erhalten. Diese Beziehungen sind für jeden von uns absolut notwendig, um zu überleben, zu lernen, zu arbeiten, zu lieben und sich fortzupflanzen.
 

Soziale Ambitionen

Kinder haben von Geburt an soziale Ambitionen und brauchen deshalb besonders in den ersten Lebensjahren den familiären Zusammenhalt. Zwischenmenschliche Beziehungen haben viele Formen, aber die intensivsten sind die Beziehungen zu Familie, Freunden und geliebten Menschen. Innerhalb dieses inneren Kreises inniger Beziehungen sind wir miteinander durch „Gefühlskitt“ aneinander gebunden – gebunden durch Liebe. Diese Liebe zu sich und den Menschen zu entwickeln lernt der kleine Mensch vorwiegend im Rahmen einer intakten Familie, die Gefühle geben und nehmen kann und dies auch dem Kleinkind vorlebt und beibringt.
 

Die Bedeutung der familiären Struktur

Daher ist die Familie ist von höchster Bedeutung für die Entwicklung des Menschen. Es ist also nicht gleichgültig wie die Familie sich entwickelt, was in ihr abläuft und wie die Familienmitglieder mit ihr umgehen. Die Erfahrungen, die in der eigenen Familie stattfinden, prägen das zukünftige Leben. Aber auch die übrigen Lebensumstände und Beeinflussungen sind meist durch die Eltern und die Familie bestimmt, zumal das Kind emotional und wirtschaftlich von ihnen abhängig ist. Aber auch die übrigen Lebensumstände sind meist durch die Eltern bestimmt, zumal das Kind nicht nur emotional sondern auch wirtschaftlich von ihnen abhängig ist. Da Kinder bis zu einem gewissen Alter relativ unkritisch sind, unterliegen sie aber auch gezielten Beeinflussungen ausserhalb der Familie und haben dem vielfach nichts entgegenzusetzen. Das ist möglicherweise auch der Ansatzpunkt für gezielte Indoktrinationen, da Kinder oftmals erst viel später Zweifel anmelden.
 

Lebenswerte vermitteln

Es ist für Eltern darum wichtig, ihrem Kind die Werte zu vermitteln, die sie für bedeutsam und wertvoll halten. Ein Kind wird ohne Werte geboren. Alles was es an sittlichen Werten annimmt, ist anerzogen. Damit gewinnt das Vorbild der Eltern ein entscheidendes Gewicht. Das Kleinkind ahmt jegliches Verhalten nach. Dieses Nachahmverhalten bildet die Grundlage für die Wertevermittlung. Ein Kind schaut alle Werthaltungen von den Eltern ab: Achtung der Menschenwürde, Achtung der Person, Achtung der Nächstenliebe, Umgang mit anderen Menschen, Umgang mit Besitz, Höflichkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Opferbereitschaft, Ehrenamtliche Mitarbeit, soziale Einstellung usw. Kinder brauchen Werte an denen sie ihr Leben ausrichten können. Das gilt für das Kleinkind wie für das Schulkind, den Teenager wie den Jugendlichen. Kinder wollen wissen woran sie sind und wie sie sich verhalten sollen. Sie müssen unterscheiden können zwischen richtig und falsch, gut und böse.

Fazit

Vorher beschriebenes ist nur ein Bruchteil was eine intakte und aufmerksame Familie an Erziehungsarbeit leistet und leisten kann. Das kann eine Familie aber nur dann verwirklichen, wenn sie genügend Zeit dafür aufbringen kann und will. Wenn man seine Kinder (im günstigsten Fall) nur alle zwei Wochen für einen "Familientag" sieht, dann ist ernsthaft zu bezweifeln, dass dies für das heranwachsende Kind möglich ist, abgesehen davon, dass eine richtige Eltern-Kindbeziehung in so einem knapp berechneten Zeitraum mit Sicherheit nicht aufgebaut werden kann. Die unmittelbaren Folgen sowie die Spätfolgen für die Kinder sind absehbar.

"Kindererziehung durch Anleiten, Erproben von Verhaltensweisen, Gewähren von Nähe, Liebe und Verständnis findet nicht statt. Das scientologische Kind lernt früh den Drill kennen und der wird zur einzigen Richtschnur. Hubbard gibt präzise Anweisungen, wie man dafür sorgt, dass die Regeln und Gesetze der Scientology strikt eingehalten werden."
Norbert Potthoff/Sabine Kemming "Scientology Schicksale" Seite 153


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Nach dem erfolgreichen »Schwarzbuch Scientology«  richtet Ursula Caberta mit ihrem neuen Buch: Kindheit bei Scientology Verboten! einen gezielten Blick auf Kinder, die in die Organisation hineingeboren oder durch ihre Eltern früh mit der Theorie oder Praxis von Scientology konfrontiert werden. Erschienen im Gütersloher Verlagshaus 2008.
 

zum Weiterlesen:


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