Eidesstattliche Erklärung von Astra Woodcraft

Mit freundlicher Genehmigung von Astra Woodcraft und vom Übersetzer – Danke

Der Originaltext dieser Übersetzung befindet sich hier:
http://www.exscientologykids.com/astra1.html
und hier:
http://www.exscientologykids.com/astra2.html

Ex Scientology Kids

Astra Woodcraft

Astra verbrachte ihre Kindheit und Jugend in der Sea Org; sie verliess Scientology endgültig nachdem die Organisation versucht hatte, sie zu einer Abtreibung zu bringen. Sie zog ihre liebenswerte Tochter ausserhalb der Organisation gross und hat ausserdem eine ausgezeichnete Beziehung zu ihrem Vater und ihrer Schwester, die Scientology beide verlassen haben. Astra hat Disconnection am eigenen Leib erfahren und hofft, dazu beizutragen, andere Familien vor den schmerzhaften Erfahrungen durch Scientologys Disconnection-Richtlinie zu bewahren. Astras Artikel und Interviews wurden in vielen Medien veröffentlicht, inklusive des Glamour Magazine, des San Francisco Chronicle, der St. Petersburg Times und in der London Daily Mail. Sie hat auch mehrere Video-Aussagen abgefasst und ist in der bekannten US-Fernsehtalkshow Rich&Judy aufgetreten.

Ich, Astra Woodcraft, erkläre folgendes:

1. Ich bin älter als 18 Jahre.

2. Die hierin enthaltenen Aussagen beruhen auf persönlicher Kenntnis und sollte ich hierzu als Zeugin in einem Verfahren aufgerufen werden, kann ich kompetent dazu aussagen.

3. Ich wurde 1978 in London, England, geboren. Zu dieser Zeit war meine Mutter ein Mitglied der Church of Scientology.

4. Als ich fünf oder sechs Jahre alt war nahm meine Mutter mich zu einer Scientology Organisation in England mit, die den Namen Saint Hill trägt und in Greenstead, Sussex liegt. Dort erhielt ich schätzungsweise 12 Stunden "Auditing". Das dort erhaltene Auditing bestand darin, dass ein "Auditor" mir erzählte: "Schau auf die Wand. Danke. Geh zu der Wand. Danke. Berühre diese Wand. Danke. Geh von der Wand weg. Danke" und ähnliche Anweisungen. Ich wurde dazu gebracht, diese Kommandos wiederholt zu befolgen.

5. Als ich, noch immer in England, sieben Jahre alt geworden war, wendete meine Mutter Scientology-Technologie bei Krankheiten an. Wenn ich mir weh getan hatte, sorgte sie dafür, dass ich einen "Kontakt-Assist" durchführte. Das hiess, dass wenn ich mich am Ellenbogen gestossen hatte, ich ihn ihm immer wieder genau an der Stelle berühren musste, an der ich mich gestossen hatte. Ich musste dies wiederholen bis er sich besser anfühlte, ohne vorher damit aufhören zu dürfen.

Wenn ich krank war, führte meine Mutter einen "Berührungs-Assist" an mir durch. Dabei sollte ich mich hinlegen und meine Augen schliessen während sie mich mit dem Finger berührte und mich zugleich darum bat "meinen Finger zu fühlen". Auch das wurde wiederholt bis ich mich besser fühlte. Während dieser Prozesse geschah das nie, aber ich musste so tun, als ob, da sie nicht aufhörte bis ich sagte, dass es mir gut gehe.

6. In all den Jahren in Scientology, bei all dem Auditing, das ich erhielt fühlte ich mich am Ende niemals gut. Ich erfand Erfolgserlebnisse, damit es vorbeiging und empfand im Allgemeinen Erleichterung, wenn es vorbei war und fürchtete die Möglichkeit einer weiteren Sitzung. Dieses Geheimnis habe ich immer für mich behalten, da es eine Richtlinie in Scientology ist, dass eine Person nur dann kein Erfolgserlebnis wegen Auditings hat, wenn es sich um eine unterdrückerische Person handelt.

7. 1986, als ich sieben Jahre alt war, starb der Vater meiner Mutter. Er hinterliess ihr einiges an Geld und sie benutzte es, um zu "Flag" zu gehen, der weltweit höchstrangigsten Organisation, die Scientology anbietet und ihren Sitz in Clearwater, Florida hat. Während sie dort war, wurde sie für die Sea Organization rekrutiert, der Menschen ihr ganzes Leben verschreiben und angeblich auch die nächsten Milliarden Jahre ihrer Lebenszeiten mit dem Ziel, "den Planeten zu klären", was gleichbedeutend damit ist, dass jeder Mensch Scientology beitritt und zum Level "Clear" aufsteigt.

Sie rief uns an und erzählte uns, dass sie beigetreten war, nachdem sie schon mit ihrer dortigen Arbeit begonnen hatte. Sie sagte uns, dass wir alle beitreten müssten, dass wir nach Flag ziehen würden, um in einem wundervollen Apartment zu leben, dass wir Kinder in eine sehr gute Privatschule kommen würden und Scientology für all das zahlen würde. Ausserdem erzählte sie uns, dass sie und mein Vater Bonusse bekämen, jedes Wochenende frei und jeden Abend Zeit für die Familie.

8. Als wir 1986 bei der Sea Organization in Clearwater ankamen, lebten ich selbst, mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter 6 Wochen lang in einem Motelzimmer. Dann quartierte man uns in die Hauptwohnquartiere für Sea Org Mitglieder mit jungen Kindern um. Diese Wohnräume wurden QI (Quality Inn) genannt und zu diesem Zeitpunkt zog mein Vater zu uns. Wir lebten wieder in einem kleinen Motelzimmer. In diesem Zimmer lebten wir alle fünf ungefähr drei Monate lang, bis mein Bruder auszog. Von da an lebten die vier verbliebenen Familienmitglieder noch über ein Jahr in diesem Raum bis ich in einen Schlafraum gebracht wurde, den ich mit vier oder fünf anderen Mädchen teilte. In diesem Schlafraum schlief ich auf einer Couch, da es für mich kein Bett gab. Ich lebte dort noch ein Jahr, danach war unsere Zeit in Clearwater vorbei.

9. Anders als versprochen wurden wir nie zu einer Privatschule geschickt. Stattdessen gingen wir zur örtlichen, öffentlichen Schule. Soweit ich erinnere war die einzige Zeit, die sich meine Mutter während der zwei Jahre, die wir dort waren, frei nahm, drei Tage. Sie verbrachte fast nie die abendlich vorgesehene Zeit für die Familie (1½ Stunden) mit uns und blieb stattdessen in der Stadt bei ihrer Arbeit. Nachdem er ungefähr ein Jahr in Clearwater gewesen war, wurde mein Vater fortgeschickt, um bei Renovierungsarbeiten auf dem Sea Org Schiff – der "Freewinds" – behilflich zu sein. Da ich in einen Schlafraum gebracht worden war, mein Vater fort war und meine Mutter sich keine Zeit für uns nahm, sah ich fast nie meine Eltern.

10. Einmal während unserer Zeit in Clearwater fuhren wir zurück nach England, um uns um unsere Visas zu kümmern. Mein Vater, mein Bruder und ich baten meine Mutter, uns nicht zurück nach Florida zu bringen, da wir es so wenig mochten. Ich weinte deswegen sehr viel. Meine Mutter weigerte sich und bestand darauf, dass wir zurückkehrten.

11. Während der zwei Jahre, die wir in Clearwater verbrachten, ging ich jeweils bis zwei Uhr Nachmittags zur Schule und arbeitete danach bei der "Cadet Org", wo wir Reinigungsarbeiten und Ähnliches durchführten. Wir arbeiteten auch an Wochenenden.

12. 1988, als ich neun Jahre alt war, wurde meine Mutter zum mittleren Management der Sea Organization überstellt, welches sich in Los Angeles, Kalifornien befindet. Als wir angekommen waren, nutzte mein Vater seinen Abwesenheitsurlaub für die Beschaffung unserer Visas und für das Abarbeiten unserer Schulden. Als wir in Los Angeles angekommen waren, wurden wir in einer heruntergekommenen Einzimmerwohnung untergebracht. Nachdem wir dort ungefähr einen Monat gelebt hatten, zahlte mein Vater für eine angemessene Wohnung, in die wir zogen.

13. Für ungefähr ein Jahr, in der Zeit zwischen meinem 9. und 10. Lebensjahr, war ich in der Cadet Org, Los Angeles. Dorthin gehen Kinder von Sea Org Mitgliedern. Tagsüber gingen wir zu einer Schule, in einem Gebäude, das sie gemietet hatten, in dem es zwei Klassenräume gab. Einen für ältere und einen für jüngere Kinder. Der Lehrer war kein gelernter oder zertifizierter Lehrer, sondern ein trainierter scientologischer "Überwacher". Es gab keine Schulstunden, stattdessen mussten wir direkt aus den Büchern lernen und wurden dazu gebracht, "Lehmdemonstrationen" von dem anzufertigen, was wir lernten. Wenn wir in der Klasse auch nur ein bisschen aufmuckten, schmiss uns der Überwacher einfach aus dem Zimmer raus. Dies passierte mir einige Male. Einmal, als ich 10 war, sollte es eine Inspektion unserer Schule geben. Viele der Kinder mussten bis drei Uhr morgens wachbleiben, um das Grundstück zu säubern.

14. Jeden Tag mussten wir nach Schulschluss arbeiten. Wir wurden in den Keller eines der Hauptbüros der Sea Organization geschickt und mussten dort Akten sortieren, da diese sich in Haufen stapelten. Nachdem die Arbeit um ungefähr 21 bis 22 Uhr vorbei war, legten wir uns auf Kinderbetten schlafen oder direkt auf den Boden, wobei uns Deckenstücke warmhalten sollten. Sobald meine Mutter von der Arbeit nach Hause kam, holte sie mich ab. Soweit ich mich erinnere, geschah das zwischen 23 Uhr und Mitternacht.

15. Nachdem ich ungefähr ein Jahr in der Cadet Org gewesen war, weigerte ich mich, zurück zu gehen. Mehrere Dinge waren geschehen, die dazu geführt hatten, dass ich auf diese Weise empfand: Ein Junge, der dort war, regte sich auf, kletterte auf die Spitze einer Reklametafel und drohte damit, zu springen und sich umzubringen. Ein anderer Junge warf eine Küchenschabe auf mich und trat mich. Meine Mutter versuchte immer wieder, mich dazu zu bringen, zu bleiben, doch ich weigerte mich und zog zu meinem Vater. Ich ging weiterhin zu ihrer Schule, doch nach einigen Monaten wurde mir gesagt, dass ich entweder in der Cadet Org arbeiten müsste oder nicht länger die Schule besuchen könnte. An diesem Punkt schrieb mich mein Vater bei einer Privatschule ein. Da meine Mutter darauf bestand, war es eine von Scientology betriebene Schule.

16. In der Scientology-Schule, die ich besuchte, die "Ability Plus" hiess, gab es wieder zwei Klassenzimmer, eines für die jüngeren Kinder und eines für die älteren Kinder. Es gab keinen richtigen Lehrplan und keiner der Schüler hat jemals die Highschool abgeschlossen, obwohl sie behaupteten, dass man es könnte. Es gab keine Unterrichtsstunden, wir lernten nur anhand von Büchern und "Checklisten". Unser "Lehrer" verbrachte viele Stunden damit, uns aus dem Science Fiction Buch "Battle Field Earth" von L. Ron Hubbard vorzulesen.

17. Als ich 14 Jahre alt war, begann ich damit, einen Scientology-Kurs im Celebrity Center in Hollywood zu absolvieren. Kurz darauf traten zwei Sea Org Rekrutierer an mich heran. Sie rekrutierten für Bridge Publications, eine Sea Org Organisation. Sie erzählten mir, dass ich bei Beitritt zu ihrer Gruppe gemäss Mindestlohn bezahlt würde (das waren mehrere hundert pro Woche, eine Menge Geld für eine 14jährige), dass ich – anders als die meisten Sea Org Mitglieder – keine Uniform tragen müsste; und dass ich zur Schule gehen und meine Ausbildung abschliessen würde. Sie sagten mir ausserdem, dass ich, sofern ich später Kinder haben wollte, ich dies dürfte. Sie verbrachten mehrere Stunden damit, mich zu überzeugen, einschliesslich des Arguments, dass das Einzige, was mich vom Beitritt abhalten würde, mein "reaktiver Verstand" wäre. Die Namen der Rekrutierer waren Gavin Potter und Malcolm Chisholm. Schliesslich war ich mit dem Beitritt einverstanden. Einer der Gründe für mein Einverständnis lag darin, dass meine Mutter und mein Bruder immer wieder versucht hatten, mich zu rekrutieren und ich wusste, dass sie das glücklich machen würde.

18. Kurz danach fing ich beim "Estates Project Force" (EPF) an, was eine Art Boot Camp für die Sea Org ist. Ich fing im Mai 1993 an und war dort schätzungsweise zwei Wochen lang. Als ich das erste Mal dort ankam, musste ich ein "Formular zur Lebensgeschichte" ausfüllen, in dem ich alle sexuellen Erfahrungen aufzuschreiben hatte, die ich bisher gemacht hatte, die Namen all meiner Freunde und dutzende andere extrem persönlicher Einzelheiten. Ich musste ausserdem einen Vertrag über die Dauer von einer Milliarde Jahre unterzeichnen. Eine Arbeitserlaubnis habe ich nie erhalten.

Mein Stundenplan im EPF sah ungefähr folgendermassen aus: 6:30 Uhr aufstehen und anziehen. 7 Uhr frühstücken. 7:30 Uhr Antreten (Treffen) 7:30 Uhr bis 8 Uhr durch die Gegend rennen (nicht gehen) und alle Aschenbecher und Mülltonnen leeren, die ausserhalb dreier verschiedener Gebäude standen. 8 Uhr bis 13 Uhr Sea Org Richtlinien studieren. 13 Uhr Stiefel kontrollieren und putzen. 13:15 Uhr bis 13:45 Uhr Essen. 13:45 Uhr Antreten, Drills und Marschieren 14:15 Uhr bis 19 Uhr Arbeit inklusive des Waschens von Kochtöpfen und der Säuberung einer verstopften Toilette, Fegen und Wischen von Böden usw. 19 Uhr bis 19:30 Uhr Abendessen. 19:30 bis 22 Uhr: Mehr Arbeit. 22 Uhr bis 22:30 Uhr Dusche. 22:30 Uhr Antreten. 23:15 Uhr: Zu Bett gehen. Dieser Stundenplan galt die ganze Woche.

19. Im Juni 1993 hatte ich das EPF abgeschlossen und fing bei Bridge an. Am Tag, als ich dort zu arbeiten anfing, erzählten sie mir, dass ich für die Dauer von zwei Monaten zu einer anderen Organisation überstellt werden würde. Mir wurde gesagt, dass ich keine andere Wahl hätte, das zu tun, da ich keinen "staff status" besässe. Ich fing an, im Büro des Internal Justice Chief die Arbeit einer Sekretärin zu erledigen. Ich musste eine militärische Uniform tragen. Nachdem ich dort ungefähr drei Monate lang gearbeitet hatte, wurde mir gesagt, dass ich dauerhaft zu einer anderen Organisation überstellt werden würde und dass ich wieder keine andere Wahl hätte, da ich immer noch keinen "staff status" hätte. Die Organisation, zu der ich überstellt wurde, war die International Training Organization. Der Stab hier erhielt eine Bezahlung von 15 $ pro Woche, da sie kein Geld hatten und das Essen, das sie bekamen, bestand aus Bohnen und Reis. Ich versuchte, mich zu weigern, dorthin zu gehen, doch mir wurde wieder und wieder erzählt, dass ich keine Wahl hätte. Als ich dort ankam, hatte ich den Eindruck, mit einer Ernährung aus aufgewärmten Bohnen und Reis, die wir bei jedem Essen bekamen, nicht überleben zu können. Aus diesem Grund nahm ich anderes, nicht für uns vorgesehenes Essen, weil ich hungerte. Das wurde als Diebstahl betrachtet. Das ging so für ungefähr ein Jahr.

20. Die ersten sechs Monate meiner Tätigkeit bei der International Training Org (ITO) arbeitete ich als Rezeptionistin. Ich hatte Schwierigkeiten damit, die sechs Stunden samstäglichen Schulbesuchs zu absolvieren, die die Minderjährigen besuchten, da ich als Voraussetzung meiner Teilnahme jemanden finden musste, der meinen Posten übernehmen würde. Die Schule dort war ebenfalls in einem schlechten Zustand, denn alle der ca. 60 dort eingeschriebenen Kinder waren in einem einzigen Raum mit einem einzigen nicht ausgebildeten Lehrer. Es gab keine Unterrichtstunden, keinen Lehrplan und es gab keine Möglichkeiten, einen Abschluss zu erwerben. Sobald man 18 wurde oder einen Highschool-Abschluss bekam, hörte man einfach auf, dort hin zu gehen.

21. Kurz nachdem ich der Sea Org beigetreten war, ich war immer noch 14, fing ich eine Beziehung mit einem anderen Sea Org Mitglied namens Jason Merrill an. Jason war 21. Nach zwei Monaten wurden wir hochrangigen Scientology-Managern stark unter Druck gesetzt, zu heiraten, da es in der Sea Organisation nicht gestattet ist, vor der Heirat irgendetwas ausser Küssen miteinander zu machen und wenn doch mehr geschieht, kann man ins Rehabilitation Project Force geschickt werden, was mindestens ein Jahr lang schwere Arbeit bedeutet. Im Dezember 1993, als ich gerade 15 geworden war, gingen Jason und ich nach Las Vegas und heirateten.

22. Nachdem wir geheiratet hatten, hatte die Sea Org kein Zimmer für uns, in dem wir zusammenleben hätten können, so dass wir angewiesen wurden, in unseren getrennten Zimmern zu leben, bis sie ein Zimmer gefunden hätten, das wir uns teilen könnten und dies einige Monate dauern könnte. Stattdessen entschieden wir uns dafür, im Haus von Jasons Eltern, das in derselben Strasse lag, zu bleiben, was wir ungefähr vier Monate lang machten in dem Bewusstsein, dass wir in grosse Schwierigkeiten geraten würden, wenn herauskäme, dass es gegen die Richtlinien für Sea Org Mitglieder verstiess, ausserhalb von durch die Church zur Verfügung gestellten Gebäuden zu leben.

23. Nach ungefähr vier Monaten kamen der Executive Director International und der kommandierende Offizier der CMO International, die an der Spitze des Managments von Scientology standen, zu einer Inspektion unserer Organisation. Sie fragten mich, ob mir jemand bekannt wäre, der nicht im Sea Org Berthing (Unterkünfte) leben würde und ich war gezwungen, einzugestehen, dass mein Ehemann und ich dies nicht taten. Wir wurden sofort angewiesen, zurück zum SO Berthing zu gehen und da es dort immer noch keine verfügbaren Räume gab, blieben wir für eine Woche in einer zu drei Vierteln gefüllten Vorratskammer. Wir schliefen auf dem Boden und es gab keine Fenster.

24. Nach einer Woche in der Kammer wurden wir in ein eigenes Zimmer gebracht, doch nach einer Woche wurde uns dieser Raum weggenommen und wir wurden in ein anderes Gebäude gebracht. Wir fanden erst heraus, dass wir umziehen mussten, nachdem andere Mitglieder des Stabs unsere Habseligkeiten entfernt hatten. Im Zimmer, in das wir als nächstes gebracht wurden, fehlte eine Fensterscheibe, die nie ersetzt wurde. Es gab einen sehr alten Teppich und an den Wänden abblätternde Farbe. Wir teilten uns das Badezimmer mit zwei anderen Paaren und hatten keine Glühbirne, keinen Duschvorhang und den Grossteil der Zeit auch kein warmes Wasser. In diesem Zimmer lebten wir sechs Monate lang.

25. Nachdem ich sechs Monate lang Rezeptionistin beim ITO gewesen war, wurde ich zum Posten des Master at Arms überstellt und danach zum Posten Direktor der Abteilung für Inspektion und Berichte. Meine Zuständigkeit betraf das Durchsetzen von Ethik und Justiz und zwar für hundert Stabsmitglieder bei ITO und für 50-100 Schüler, die trainiert wurden. Meine erste Aufgabe war das "Handhaben" eines 40jährigen Mannes, dessen Frau zwei Jahre lang zum Training fortgegangen war. Er hatte masturbiert, was als "out-ethics" angesehen wird und von mir wurde erwartet, ihn dazu zu bringen, damit aufzuhören. Ich war 15 Jahre alt.

26. Auf diesem Posten musste ich ebenfalls Leute handhaben, die die Sea Organization verlassen wollten. Ich musste sie davon überzeugen, zu bleiben und wenn sie sich weigerten musste ich sie dazu zwingen, harte Arbeit zu leisten und ihnen befehlen, "Geständnissitzungen" abzulegen, die häufig sechs Monate oder ein Jahr dauerten bis sie abgeschlossen waren und es ihnen erlaubt wurde, zu gehen. Ein Paar wollte weggehen und sie gingen zweimal ohne Erlaubnis fort, doch sie kamen wieder. Ohne Erlaubnis zu gehen wird "blowing" genannt. Ich wurde angewiesen, sie unter schwere Überwachung zu stellen, da es sonst niemanden gab, der sie überwachen konnte. Da es sonst niemanden gab, der sie überwachen konnte, musste ich es tun. Dann wurde ich angewiesen, vor ihrer Tür eine Matratze zu legen und während sie schliefen meinen Arm am Türknauf festzumachen, so dass sie nicht herausschleichen konnten. Es wurde bald zu einer üblichen Vorgehensweise, dass jeder, der gehen wollte, unter "Beobachtung" gestellt werden musste, um sie am "Blowing" von der Sea Organization zu hindern.

27. Während ich in der Sea Organization war, wurde ich häufig angewiesen, Überwachungen vorzunehmen. Jeder, der zugab, über Selbstmord nachzudenken, wurde sofort unter Überwachung gestellt. Hochrangige Mitarbeiter von Religious Technology Center, CMO und OSA wiesen mich an, diese Überwachungen durchzuführen. Mein damaliger Ehemann verbrachte schätzungsweise neun Monate damit, ein OT Sea Org Mitglied aus geheimgehaltenen Gründen zu überwachen. Während dieser Zeit wurde das Mitglied schwanger und hatte eine Fehlgeburt. Sie war der Überwachung rund um die Uhr ausgesetzt, wobei mein Ehemann gemeinsam mit einem weiteren Mann sie während des Tages überwachten und ein weiteres Stabsmitglied während der Nacht.

28. Ich war auch zuständig für das Untersuchen und das Finden der "unterdrückerischen Person", wenn eine Abteilung nicht produktiv genug war. Ich musste Leute dazu bringen, ihre "Overts" und "Withholds" aufzuschreiben (schlimme Dinge, die sie getan hatten). Sie mussten Geständnisse ablegen, Wiedergutmachungsarbeiten leisten, usw. Ich musste eine Erklärung abfassen, die eine Frau zu einer unterdrückerischen Person erklärte, wobei die Frau zuvor mit Erlaubnis gegangen war, doch dann die Anweisung erhalten hatte, weitere Geständnisse abzulegen und Schwierigkeiten mit dem Organisieren einer Fahrt zu diesem Zweck nach hier hatte. Sie wurde anschliessend dazu gebracht, von ihrer Familie und Freunden zu disconnecten, die in der Sea Org waren. Ihr Ehemann wurde angewiesen, sich von ihr zu trennen, doch er weigerte sich.

29. Während meiner Zeit in der Sea Organization ging ich immer seltener zu der Schule, die sechs Stunden Unterricht pro Woche bot. Ich konnte niemanden dazu bringen, mich bei meiner Arbeitsstelle zu vertreten und bekam Schwierigkeiten, wenn ich sie verliess. Ausserdem wurde der Schulstoff noch weiter reduziert und zwar dahingehend, dass wir alle den ganzen Tag in einem Raum sassen und Mathe- und Buchstabierwettbewerbe veranstalteten. Als ich 16 war, besuchte ich die Schule noch ab und zu und als ich 17 war, besuchte ich sie gar nicht mehr. ich war nicht der Auffassung, dass das einen Unterschied machte, da ich überhaupt nichts lernte, während ich da war. Ich lernte nichts über Mathematik, Geschichte, Wissenschaft, Sozialwissenschaften oder Englisch. Ich machte nur Buchstabierübungen, las ab und zu ein Buch usw. Nachdem ich 18 geworden war, bekamen einige der Kinder ihren Highschool-Abschluss, doch da ich über 18 war, kam ich nicht dazu, weil es dafür angeblich keinen Grund gab, da ich nicht länger schulpflichtig war. Es war durchaus bekannt, dass das gesetzlich vorgeschriebene Minimum für Schulbesuchszeiten Minderjähriger 20 Stunden pro Woche beträgt. Dies wurde uns mitgeteilt, doch das Gesetzt wurde einfach ignoriert.

30. Seit ich 14 war hatte ich einen offiziellen Stundenplan, der um 8 Uhr morgens anfing und um 22 Uhr Nachts endete. Doch ich arbeitete regelmässig auch länger, manchmal bis 2 oder 3 Uhr am nächsten Morgen. Dabei gab es eine 30 Minuten lange vorgesehene Pause für Mittagessen und 45 Minuten fürs Abendessen und sonst keine Pausen. Es kam regelmässig vor, dass wir angewiesen wurden, während eines Teils unserer Essenszeiten zu arbeiten. Manchmal gerieten wir in Schwierigkeiten, wenn wir ausserhalb der Essenszeiten in die Kantine gingen. Dieser Stundenplan galt alle sieben Tage der Woche, doch es gab den Sonntag morgen, um unsere Wäsche zu machen und unsere Zimmer zu säubern. An Samstagen gab es physische Arbeit zu erledigen, was Renovierungen und ähnliches einschloss. Im Jahr 1995 gab es eine Zeitperiode von drei Wochen – ich war noch immer minderjährig – in der es eine grossen Entwicklung dahin gab, neue Richtlinien zu drucken, um die gesamte Scientology-Technologie zu überarbeiten (innerhalb der Church ist dies unter dem Begriff "Das goldene Zeitalter der Tech" bekannt). Während dieses Zeitraums wurde der gesamte Stab inklusive der Minderjährigen dazu angewiesen, wortwörtlich rund um die Uhr zu arbeiten, um diese neuen Richtlinien zu produzieren und sie in Ordner zu heften. Dabei war es meine Aufgabe, jedes eingeschlafene Stabsmitglied zu wecken und es dazu zu bringen, weiterzuarbeiten. Es kam vor, dass ich beim Autofahren einschlief. Während dieser Zeit bekam ich durchschnittlich zwei Stunden Schlaf pro Nacht, doch häufig bekam ich zwei oder mehr Tage am Stück gar keinen Schlaf. Ich wurde angewiesen, hin und her zu fahren, obwohl ich einschlief und aufgrund des Schlafmangels nicht logisch denken konnte. Einmal parkte ich mein Auto und schlief aus versehen ein, um drei Stunden später dadurch aufzuwachen, dass ein Parkplatzwächter an mein Fenster klopfte. Nachdem diese "Entwicklung" abgeschlossen war, wurde der Stab mit einem Kinobesuch belohnt.

31. Ungefähr im Jahr 1996, als ich 16 oder 17 war, wurde Vieles neuorganisiert und ich wurde der Ethik- und Sicherheitsabteilung für die Gesamtheit des mittleren Managements vorgesetzt, die als Flag Liaison Office bekannt ist. Eines Tages kam der Chef von Security International namens Jeff Porter an und gab mir Anweisung, einige Stabsmitglieder für Sicherheitsaufgaben bei einer Veranstaltung zu besorgen. Ich machte das nicht, da ich es nicht als meine Aufgabe ansah. Er kam dann wieder und schrie mich an, stiess mich gegen eine Wand und schrie mich weiterhin an, während er mich gegen die Wand gedrückt hielt und in mein Gesicht spuckte. Ich beschwerte mich darüber, aber es wurde nichts unternommen.

32. Als ich 18 war, wurde ich zu einem anderen Job in der Datenabteilung überstellt. Das lag daran, dass jemand behauptet hatte, ich sei für den Job, den ich gemacht hatte, nicht geeignet, da ich mit 13 Jahren Marihuana ausprobiert hatte. Ich arbeitete ein Jahr lang in der Datenabteilung. Wayne Furness, mein Vorgesetzter, belästigte mich regelmässig. Als ich anfing, unter seiner Aufsicht zu arbeiten, nannte er mich eine Lesbierin und sagte mir und einem anderen Mädchen, dass wir lesbisch wären. Ich wurde deswegen sehr wütend und schrieb schliesslich einen Bericht an seine Vorgesetzte. Sie sagte ihm, er solle damit aufhören und sonst nichts. Er hörte damit auf, mich lesbisch zu nennen, doch weil ich einen Bericht über ihn geschrieben hatte, gab er mir weitere Schimpfnamen wie z.B. "zwei-Tonnen Tessie" (ich war nicht mal annähernd übergewichtig mit 1,68 bei 59 Kilo), sagte mir, ich hätte "zarte Haut" usw. Wenn er solche Dinge sagte, wurde ich wütend und daraufhin behauptete er, dass ich "withholds" hätte und dass ich sie aufschreiben müsse oder er der Ethik-Abteilung berichten würde, wenn ich es nicht täte. Er brachte seine anderen Untergebenen dazu, ihn zu unterstützen und mir ebenfalls zu erzählen, dass ich "zarte Haut" hätte, usw. Ich berichtete dieses Verhalten an übergeordnete Stellen, doch es wurde nichts unternommen, da unsere Abteilung, der Wayne vorstand, viel produzierte und die Richtlinie von L. Ron Hubbard lautet, dass wenn jemandes Statistiken "oben" sind, diese Leute dann unabhängig von ihrem Verhalten in keine Schwierigkeiten geraten sollen. Einmal "sah sich jemand die Situation an", doch es wurde nichts unternommen.

33. Als ich in der Datenabteilung arbeitete, bestand einer meiner Jobs darin, wöchentliche weltweite Statistiken zu sammeln, sie alle zusammenzufassen und auf dem Computer eine graphische Darstellung davon zu erzeugen. Es gab ungefähr 300 Organisationen und ich musste jede von ihnen dazu bringen, zwischen 50-200 wöchentliche Statistiken zu produzieren. Jeden Donnerstag mussten wir das erledigen und bis drei Uhr morgens arbeiten. Ausserdem bekamen wir lediglich 5 bis 10 Minuten für Mittags- und Abendessen, wenn überhaupt. Es gab natürlich jede Woche Organisationen, deren Bericht sich verspätete oder bei denen Berichte fehlten und jede Woche schrieben mir Stabsmitglieder einer Organisation namens CMO International mithilfe eines Systems, das dem Instant Massaging System ähnelt, Nachrichten, die im Verlauf des Tages zunehmend wütender verfasst waren, da diese Berichte fehlten. Wenn sie richtig wütend wurden, riefen sie uns an. Ich musste mich dafür bereithalten, ihre Fragen zu beantworten, wo diese Berichte denn nun wären und zwar musste ich das von 8 Uhr Morgens bis 9 Uhr Nachts tun. Mir wurden Dinge gesagt, wie zum Beispiel: "Du hast verflucht nochmal Gegenabsichten" und "Du hinderst diese Berichte daran, zu uns zu kommen" und andere solcher Ausdrücke, wenn sich irgendwelche Berichte verspäteten. Ausserdem riefen sie sowohl meinen Vorgesetzten als auch mich an und benutzten Flüche und beschimpften uns. Schreien und Fluchen ist die übliche Art, mit der Vorgesetzte ihre Untergebenen in der Sea Organization dazu bringen, etwas zu tun, was sie wollen. Während ich in der Sea Organization war, wurde ich regelmässig angeschrien und beleidigt.

34. Während ich in der Sea Org arbeitete, wurden vom Management eine Reihe von Richtlinien umgesetzt. Als ich dort einige Monate gewesen war, erliess unsere kommandierende Offizierin eine neue Regel, dass niemand das Gebäude ohne ihre Genehmigung verlassen dürfe. Dann wurde mir gesagt, dass ich meinen Vater nicht sehen dürfe und mit ihm ohne einen besonderen Grund und ohne spezielle Erlaubnis nicht Essen gehen dürfe. Nach ungefähr einem Jahr erzählten sie uns, dass wir nirgendwo ausserhalb des Gebäudes Essen gehen dürften und wir auch kein anderes Essen zu uns nehmen dürften, ausser dem zur Verfügung gestellten. Uns wurde nicht erlaubt, im Nachbargebäude eine Pizza essen zu gehen oder Ähnliches. Nach ungefähr drei Jahren wurde uns gesagt, dass wir die Zeit, die uns zum Waschen unserer Wäsche am Sonntag Morgen zur Verfügung gestellt wurde, für nichts anderes benutzen durften, zum Beispiel dafür, unsere Familie zu treffen, dafür dass Eltern ihre Kinder sehen konnten oder überhaupt für irgendetwas anderes als das Waschen der Wäsche.

35. Zu ungefähr dieser Zeit wurde eine neue Richtlinie erlassen, in der es hiess, dass niemand persönliche Anrufe empfangen oder tätigen durfte ohne dass jemand aus der Ethik- und Sicherheitsabteilung anwesend war. Persönliche Anrufe wurden nicht zu uns durchgestellt und jeden Tag wurde eine Liste aller eintreffenden persönlichen Anrufe erstellt. Diese Liste wurde zu den Vorgesetzten, Führungskräften und dem Religious Technology Center geschickt, so dass sie beobachten konnten, wer "beeinflusst" wurde.

36. Die Anrufe von meinem Vater wurden selten zu mir durchgestellt und stattdessen wurde mir zwei oder drei Tage später eine Nachricht zugestellt, die besagte, dass er mich angerufen hatte. Ich musste mich in einer Telefonzelle verstecken, um ihn anzurufen. Zu Weihnachten war es uns nicht erlaubt, bei unserer Familie zu sein oder irgend etwas ausser dem geplanten Ausflug zu machen, es sei denn, wir hatten eine Sondergenehmigung, die manchmal verweigert wurde.

37. Ungefähr 9 Monate bevor ich fortging, wurde mir gesagt, dass ich meinen Vater nie wieder sehen dürfte, ausser ich würde darauf hinarbeiten, ihn in die Sea Organization zurückzuholen.

38. Wir wurden ausserdem dazu gebracht, Fragebögen auszufüllen, auf denen wir alle Geschenke auflisten mussten, die wir von Familienmitgliedern bekommen hatten, mit wem wir gesprochen hatten und ausserdem jeden, den wir kannten und der die Sea Organization verlassen hatte. Jeder, mit dem wir sprachen, Familie oder Freunde, die Scientology verlassen hatten, uns Geschenke oder Geld gegeben hatten oder versucht hatten, uns dazu zu bringen, sich freie Zeit zu nehmen, wurden als "äussere Einflussfaktoren" bezeichnet und wir wurden angewiesen, sie entweder zu handhaben oder uns vollständig von ihnen zu trennen.

39. Ausserdem wurde der Stab daraufhin trainiert, wie Familienmitglieder gehandhabt werden mussten, die nachfragten, wie es uns ginge und Ähnliches. Ich wurde angewiesen, meinen Vater zu belügen und ihm zu erzählen, ich würde die Schule besuchen und nicht viele Stunden arbeiten.

40. Wenn ein Mitglied des Stabs in Schwierigkeiten geriet, wurde er "niedrigen Zuständen" zugewiesen. Das bedeutete, Formelvorschriften zu befolgen, Wiedergutmachung zu leisten und so weiter. Als ich ein Jahr dort gewesen war, kam eine neue Richtlinie raus, derzufolge Stabsmitglieder, die in niedrigen Zuständen waren, ihr Essen im Treppenhaus für Feuernotfälle oder im Müllraum einnehmen müssen. Ausserdem mussten sie bis zu 40 Stunden ihrer Freizeit auf Wiedergutmachung verwenden, also ihre Essenszeiten oder die Zeit nach 22:30 Uhr. Ich selbst musste im Treppenhaus essen und stundenlang während meiner Schlafens- oder Essenszeiten Wiedergutmachung leisten. Es war uns ausserdem nicht gestattet, fernzusehen und jedem, der Fernseher und Videorecorder besass wurden diese abgenommen und nur dann zurückgegeben, wenn sie einen Tag frei hatten und einen Film sehen wollten.

41. In den ganzen fünf Jahren, in denen ich in der Sea Organization war, bekam ich abgesehen von den beiden Tagen als wir heirateten und zu Weihnachten niemals einen einzigen Tag gemeinsam mit meinem Mann frei.

42. Ungefähr 1½ Jahre bevor ich fortging, wurde eine neue Regel erlassen, in der es hiess, dass man bei Schwangerschaft entweder eine Abtreibung vornehmen müsse, was sehr stark ermutigt wurde, oder fortgehen müsse. Die vorherige Regel hatte darin bestanden, bei Schwangerschaft entweder eine Abtreibung vorzunehmen oder zu einer kleinen und schlecht laufenden unteren Organisation geschickt zu werden, wo man für die eigene Versorgung und die Versorgung des Babys selbst Sorge tragen müsse. Ich musste alle Stabsmitglieder handhaben, die mit dieser neuen Regel nicht einverstanden waren. Ich selbst war mit dieser Regel nicht einverstanden, da ich Kinder haben wollte und mir, als ich das erste Mal rekrutiert worden war, erzählt worden war, dass ich sie haben könnte. Wie dem auch sei, ich habe niemals Einwände dagegen geäussert, da ich Angst hatte, deswegen in Schwierigkeiten zu geraten. Es kam soweit, dass ich selbstmordgefährdet war, weil ich so unglücklich war, doch ich sagte nie etwas darüber, da ich in grosse Schwierigkeiten geraten wäre und ich von oben herab betrachtet worden wäre.

43. Im September 1997 verstarb meine Grossmutter in England. Ich überzeugte meine Vorgesetzten, dass ich zu ihrem Begräbnis nach England gehen müsse. Sie wollten mich nicht gehen lassen, doch sie gaben schliesslich nach und genehmigten mir einen 8-Tages-Urlaub. Als ich zurückkehrte, wurde mir klar, dass ich es nicht länger ertragen würde, von meiner Familie getrennt zu sein. Ich entschied, schwanger zu werden, denn wenn ich einfach so versucht hätte, die Organisation zu verlassen, hätte man mich zu schwerer Arbeit und Geständnissitzungen für eine Dauer von 6 Monaten bis zu einem Jahr gezwungen und ich wäre vom restlichen Stab ein "erniedrigtes Wesen" genannt worden. Ich wurde im Januar 1998 schwanger und am 23. Februar 1998 verliess ich unerlaubt die Organisation, nahm ein Flugzeug und blieb bei meiner Tante und meinem Onkel in England. Bis dahin wusste niemand, dass ich schwanger geworden war, richtig krank war und fort musste. Meine Vorgesetzten in Scientology drohten mir, dass wenn ich nicht zurückkehren würde und eine Geständnissitzung erhielt, ich zu einer unterdrückerischen Person erklärt werden würde und meine Familie nie wieder mit mir sprechen würde. Meine Mutter, die bis heute in der Sea Org ist, rief mich fortgesetzt an, um mir zu sagen, dass ich eine Abtreibung vornehmen sollte und zurückkehren.

44. Ich kehrte am 1. April 1998 zurück. Jeff Porter sagte mir, dass ich, wenn ich noch einmal gehen würde, sofort zu einer unterdrückerischen Person erklärt werden würde. Ich erklärte dem dortigen Sicherheitsstab, dass ich bei meinem Vater bleiben würde und jeden Tag für meine Geständnissitzung zur Org gehen würde. Ich erläuterte, dass ich vernünftige Ernährung bräuchte und dass sie diese nicht zur Verfügung stellen konnten. Sie sagten mir, dass ich in ihrem Berthing bleiben müsse oder andernfalls unter eine Nicht-Enturbulierungs-Anweisung gestellt werden würde, was gleichbedeutend damit war, dass ich zu einer unterdrückerischen Person erklärt werden würde, wenn ich weitere Schwierigkeiten verursachen sollte, d.h. wenn ich mich weigern würde, in ihrem Berthing zu bleiben.

Daraufhin stimmte ich zu, die vier Tage zu bleiben, welche die vorgesehene Dauer meiner Geständnissitzungen waren. Der Sicherheitschef verfasste für mich einen Brief, in dem es hiess, dass wenn ich innerhalb von vier Tagen nicht mit meinen Geständnissitzungen fertig wäre, ich bei meinem Vater bleiben könne, bis ich damit fertig wäre.

45. Vier Tage später war ich noch nicht fertig, doch mir wurde gesagt, dass sie diesen Brief nur geschrieben hatten, um mich dazu zu bringen, im Berthing zu bleiben und dass er gegenstandslos war. Aus diesem Grund musste ich weiterhin im Sea Org Berthing bleiben und in der Mikrowelle aufgewärmtes Essen zu mir nehmen, obwohl ich an morgendlicher Übelkeit litt. Ich musste in einem kleinen Raum auf dem Boden schlafen während ich auf meine Geständnissitzungen wartete. Dort war ich einen Monat lang.

46. Ich brauchte deutlich weniger Zeit, um die Org zu verlassen, da ich nicht wünschte, dass irgendeines der anderen Stabsmitglieder erfahren würde, dass ich schwanger war und daher versuchten sie, mich schnell loszuwerden. Ein Stabsmitglied des Religious Technology Centers (die hochrangigste Unterorganisation der Sea Org) trat eines Tages an mich heran, während ich mich im "Abschiedsprozess" befand und fragte mich, was ich da tue. Ich sagte ihm, dass ich schwanger sei und weggehen würde und er erwiderte: "Oh, ist es schon zu spät für eine Abtreibung?" Ich persönlich weiss von drei anderen Mädchen, die schwanger wurden und die davon überzeugt wurden, Abtreibungen vorzunehmen.

Eine von ihnen war meine Schwägerin, die 16 Wochen schwanger war, als man sie davon überzeugte, ihr Kind abzutreiben, obwohl sie stark gegen diese Idee eingestellt war. Meine Mutter erklärte meiner Schwester und mir, dass es gut war, dass sie abgetrieben hatte.

47. Eine weitere Sache, die ich erledigen musste, bevor es mir gestattet war, zu gehen, bestand in der Unterzeichnung einer eidesstattlichen Erklärung, in der ich erklärte, dass Scientology und die Sea Org grossartig seien und dass ich gehen wolle, weil ich mich schlimmen Taten von mir nicht stellen könne. Mir wurde erklärt, dass ich nicht gehen könne, ohne dieses Dokument zu unterzeichnen und dass ich andernfalls zu einer unterdrückerischen Person erklärt werden würde. Ich unterschrieb es in dem Bewusstsein, dass es nicht rechtens war, da es unter Zwang unterschrieben wurde. Es war ein Standardverfahren, jeden der die Sea Org verlassen wollte, dazu zu bringen, eine solche eidesstattliche Erklärung zu unterschrieben und für den Fall, dass man nicht mit der dort niedergeschriebenen Darstellung übereinstimmte, wurde man zu weiteren Geständnissitzungen und Ethik-Handhabungen geschickt, bis man doch zustimmte.

48. Während der ersten Monate nachdem ich die Organisation verlassen hatte, wurde ich mehrfach dazu aufgefordert, zurückzukommen, um Untersuchungsfragen zu beantworten. Mir wurde, für den Fall, dass ich nicht kommen würde, gedroht.

49. Als ich fortging, wurde mir eine Rechnung über 89.000$ für Auditing und Kurse übergeben, die ich während meiner Zeit in der Sea Org erhalten bzw. abgelegt hatte. Ich bin schätzungsweise 10mal von verschiedenen Stabsmitgliedern einschliesslich Bob Diskin und Renee Norton angerufen worden, wobei sie Druck auf mich ausübten, ihnen Geld zu schicken, um diese Rechnung zu bezahlen. Mir wurden ungefähr 20 Briefe zu diesem Thema geschickt.

50. Als ich ungefähr im achten Monat schwanger war, schrieb mir mein Ex-Mann einen Brief und erklärte mir, dass er entschieden hatte, nichts mit unserer Tochter zu tun haben zu wollen, sobald sie geboren würde. Er erklärte, dass das daran läge, dass er seine ganze Zeit der Sea Organization widmen wolle. Als meine Tochter sechs Monate alt geworden war, schrieb ich ihm und erläuterte, dass er einen Weg finden müsse, Unterhalt zu zahlen, da ich allein nicht in der Lage war, unsere Tochter zu unterstützen. Sechs Monate lang antwortete er nicht, sondern sagte seinen Eltern, sie sollten unsere Tochter nicht länger treffen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie jedes zweite Wochenende mit ihr zusammengetroffen und von da an hörte ich nichts mehr von ihnen. Sie sind ebenfalls Scientologen. Schliesslich gab ich den Versuch auf, Unterhalt von meinem Ex-Mann zu erhalten.

Ich erkläre an Eides statt, nach den Gesetzen der Vereinigten Staaten von Amerika und des Staates Florida, dass die vorangehenden Äusserungen vollständig der Wahrheit entsprechen.

Ausgeführt in Clearwater, Florida, an diesem 24. Januar 2001
Astra Woodcraft


Im englischen Original spricht die Verfasserin dieser Erklärung von "Church", was in diesem Text als "Kirche" übersetzt werden könnte. Das würde aber im deutschen Text eine Aufwertung der Scientology Organisation bedeuten. Church bedeutet aber in den USA nicht unbedingt immer eine Kirche im herkömmlichen Sinn, sondern unter anderem auch eine Versammlung von Gemeindemitgliedern. Im Deutschen bedeutet Kirche "dem Herrn gehörig" (griech. kyriaké, althochdt. kiricha) und daher ist der Begriff Kirche in der deutschen Übersetzung nicht verwendbar.



Copyright © by Astra Woodcraft, HTML und Links von Ilse Hruby



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